Nach dem überraschenden Brexit-Votum der Briten sieht die britische Notenbank zahlreiche Stabilitätsrisiken für den Finanzsektor des Königreichs. Um der Gefahr von Engpässen bei der Kreditvergabe vorzubeugen, setzt die Notenbank eine wichtige Kreditregel für die Banken mit sofortiger Wirkung aus. Dies teilte die Bank of England am Dienstag anlässlich ihres Berichts zur Finanzstabilität in London mit.

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Demnach fällt der «antizyklische Kapitalpuffer» von bisher 0,5 Prozent auf null Prozent. Dieses Instrument bezieht sich auf bestimmte Forderungen der Banken und dient grundsätzlich dazu, aus der Kreditvergabe resultierenden Übertreibungen wie zum Beispiel Preisblasen vorzubeugen. Der für Finanzstabilität zuständige Ausschuss der Bank of England, das FPC, geht davon aus, dass der Kapitalpuffer bis mindestens Juni 2017 ausgesetzt bleibt. Damit soll den Banken zusätzlicher Spielraum gegeben werden, ihre Kreditvergabe auszuweiten.

150 Milliarden Pfund mehr

Laut FPC erhöht der vorläufige Wegfall des Kapitalpuffers die Ausleihungskapazität der britischen Banken um bis zu 150 Milliarden Pfund. Die Notenbank nennt zudem zahlreiche Risiken für die britische Wirtschaft, die aus dem Brexit erwachsen. Einige davon kristallisierten sich bereits jetzt heraus. «Die aktuellen Aussichten für die britische Finanzstabilität sind herausfordernd.»

Zu den Stabilitätsrisiken zählt der FPC das hohe Leistungsbilanzdefizit Grossbritanniens, das im Gegenzug einen hohen Zufluss an ausländischem Kapital erforderlich macht. Es gebe Hinweise, dass sich dieser Zufluss bereits verlangsamt habe, warnt die Notenbank. Zudem hätten sich die Risikoprämien für britische Finanzanlagen erhöht.

Weniger Investitionen in Risiken

Risiken sieht der FPC auch im britischen Markt für Gewerbeimmobilien, wo sich der Zufluss an ausländischem Kapital bereits im ersten Quartal – also vor dem Brexit — um 50 Prozent verringert habe. Dies könne die Immobilienpreise belasten.

(awp/mbü/me)