Die Ökonomen der Credit Suisse haben ihre Prognose für die Schweizer Konjunktur im laufenden Jahr leicht nach unten revidiert. Damit sind sie aber immer noch optimistischer eingestellt als Kollegen anderer Institute und Forschungsstellen.
Für das laufende Jahr rechnen die Wirtschaftsexperten der Grossbank neu mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,0 Prozent, wie einer am Montag veröffentlichten Studie zu entnehmen ist. Zuletzt, Mitte April, waren sie noch von einem Rückgang von 3,5 Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr stellen sie aber unverändert ein Wachstum von 3,5 Prozent in Aussicht.
Mit ihren Prognosen heben sich die Ökonomen der CS von jenen anderer Kollegen ab. So erwarten beispielsweise die Experten der UBS für 2020 ein BIP-Rückgang von 5,5 Prozent und die OECD rechnet gar mit -7,7 Prozent.
Schleppende Erholung
Aber auch die Experten der CS gehen davon aus, dass die Erholung insgesamt schleppend verlaufen wird, mit einem Konjunkturprofil, das einem «schiefen V» ähnelt. Das BIP-Niveau von Ende 2019 werde erst Ende 2021 wieder erreicht, heisst es weiter.
Immerhin konstatieren die Wirtschaftsexperten der CS, dass sich mit der Lockerung des Lockdowns erste Erholungszeichen zeigen. So habe beispielsweise der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor bereits knapp die Hälfte seines Einbruchs wieder gutgemacht und die finanzielle Verfassung der meisten Haushalte sei besser, als dies der Wirtschaftseinbruch während dem Lockdown erwarten liesse.
Der Einkommensverlust der Haushalte wird jedoch aufgrund von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit gemäss Berechnungen der Ökonomen der Credit Suisse nicht vollständig durch staatliche Zahlungen kompensiert. Deshalb dürften die Haushaltseinkommen 2020 um knapp 5 Prozent fallen.
Indessen schätzen die Ökonomen, dass die Haushalte während des Lockdown 20 Prozent weniger ausgegeben haben, sodass netto dennoch zusätzliche Mittel angespart werden. Konkret schätzen sie, dass die Haushalte zwei Drittel der akkumulierten Mittel, also rund 5,5 Milliarde Franken, wieder in den Umlauf bringen werden. Damit würde rund die Hälfte des Konsumeinbruchs wieder wettgemacht.
Staatsschulden sind verkraftbar
Gemäss den Ökonomen der Credit Suisse kann die Schweiz den markante Anstieg der Staatsschulden zudem problemlos verkraften. Zwar würden die bisher gesprochenen Massnahmen ein massives Defizit im Haushalt des Bundes verursachen. Indes sei die erwartete Neuverschuldung wegen der hohen Barbestände des Bundes wesentlich geringer als das Defizit, heisst es weiter.
Unter der Annahme, dass der Schuldenstand der Kantone und Gemeinden unverändert bleibt, würde sich gemäss Schätzungen der CS-Ökonomen die Schuldenquote von 26,7 Prozent im Jahr 2019 auf 34,1 Prozent im Jahr 2020 erhöhen. Damit würde die Schweiz auch nach der Corona-Krise die Maastricht-Kriterien der Eurozone ohne Weiteres erfüllen.
Angesichts dieser Umstände ist es gemäss den Ökonomen der Credit Suisse ratsam, den pandemiebedingten einmaligen Anstieg der Staatsschulden zu akzeptieren und keinen raschen, potenziell wachstumshemmenden Schuldenabbau zu erzwingen. Konkret gehen sie in einer Simulation davon aus, dass die Schuldenquote des Bundes bereits innert 17 Jahren wieder auf ihr Niveau von 2019 fallen könnte.
(sda/tdr)