Für Aktien und Anleihen, die das schlechteste Jahr seit mindestens drei Jahrzehnten hinter sich haben, ist derzeit keine schnelle Erholung in Sicht, sagen die Strategen der US-Investmentgesellschaft BlackRock.

Russlands zermürbender Krieg in der Ukraine und Versorgungsengpässe aufgrund von Arbeitskräftemangel werden das Tempo des Preisanstiegs hoch halten.

Die Zentralbanken werden ihre Geldpolitik so lange straffen, bis der wirtschaftliche Schaden sie zwingt, die Richtung zu ändern und mit der Inflation zu leben. Angesichts der «Hyperpolitisierung von allem» werden die Währungshüter Mühe haben, die Folgen zu bewältigen.

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«Wir sehen uns einer neuen Welt erhöhter makroökonomischer Volatilität und höherer Risikoprämien sowohl für Anleihen als auch für Aktien gegenüber», schreiben Strategen einschliesslich Wei Li, Vivek Paul und Scott Thiel in ihrem Halbjahresbericht des BlackRock Investment Institute, der Research-Bereich des Vermögensverwalters.

Die US-Notenbank werde wahrscheinlich die Wiederbelebung der Wirtschaftstätigkeit abwürgen und ihren Kurs erst dann ändern, wenn sich Schaden abzeichnet, heisst es weiter.

Anlegende sollten auf Unternehmensanleihen setzen

Der anhaltende Preisdruck hat viele Anleger in diesem Jahr überrascht. Die Unsicherheit über die Energieversorgung seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine Ende Februar zwang die Zentralbanken, ihre Prognosen einer milden oder vorübergehenden Inflation aufzugeben.

Der weltgrösste Vermögensverwalter hält an seiner langfristig positiven Einschätzung von Aktien fest, hat aber Titel aus Industrieländern kurzfristig untergewichtet, da das Risiko eines Wachstumsstillstands zunehme.

Die Anleger sollten stattdessen auf Unternehmensanleihen setzen, da sich die Bewertungen verbessert hätten und das Ausfallrisiko begrenzt sei, so die Strategen.

Trotz des Renditeanstiegs bleibt BlackRock sowohl strategisch als auch taktisch gegenüber Staatsanleihen zurückhaltend und gewichtet langlaufende Staatsanleihen, einschliesslich US-Treasuries, unter.

Die hohe Inflation und die hohe Verschuldung – die der Internationale Währungsfonds auf 256 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts schätzt – bedeuten, dass die Anleger eine höhere Vergütung für das Halten dieser Art von Vermögenswerten verlangen werden, so der Vermögensverwalter.

Staatsanleihen bieten einige Gewinnchancen

Gleichzeitig sieht BlackRock in Staatsanleihen einige Gewinnchancen. Bevorzugt werden inflationsgebundene Anleihen, insbesondere solche, die von europäischen Staaten ausgegeben werden.

Auch Britische Staatsanleihen werden derzeit übergewichtet. Beide würden nach Ansicht von BlackRock vom Markt falsch bewertet.

«Der Rückgang der Breakeven-Sätze im Euroraum seit Mai deutet darauf hin, dass die Märkte den Inflationsdruck durch den Energieschock unterbewerten», schreiben die Strategen in ihren Prognosen für die nächsten sechs bis zwölf Monate.

Britische Staatsanleihen seien die bevorzugten Nominalanleihen. «Wir glauben, dass die Marktbepreisung der Zinserhöhungen der Bank of England angesichts des sich verschlechternden Wachstums unrealistisch falkenhaft ist.»

Anlegende sollten jetzt flink sein

Laut Paul von BlackRock ist die britische Wirtschaft aufgrund der Auswirkungen des Brexit, der Pandemie, der Versorgungsunterbrechungen, der steigenden Energiekosten und der Schocks bei den Lebensmittelpreisen schwächer als die anderer Länder.

Die BOE werde es daher vermeiden, zu aggressiv vorzugehen, um die Inflation zu senken. Die Entscheidung zur Heraufstufung britischer Staatsanleihen wurde vor Boris Johnsons Rücktritt als Premierminister letzte Woche getroffen.

Ansonsten sollten sich die Anleger darauf einstellen, flink zu sein. Laut BlackRock ist die sogenannte «Great Moderation», eine Periode mit stetigem Wachstum und Inflation, vorbei.

Das Ergebnis? Anhaltende Inflation sowie heftige und kurzfristige Schwankungen der Wirtschaftstätigkeit.

«Wir könnten zu der Volatilität zurückkehren, die wir in den 1970er Jahren erlebt haben», heisst es in dem Bericht. Dieses Regime ist nicht notwendigerweise eines, in dem man in Schwächephasen hineinkauft.»

Die Politik werde nicht rasch eingreifen, um einen starken Rückgang der Vermögenspreise aufzuhalten.

(Bloomberg/bsc)