In Sachen Gold ist China Weltmeister. Laut den jüngsten offiziellen Angaben der China Gold Association ist die Nachfrage nach Gold im letzten Jahr auf eine Rekordmenge von 1176 Tonnen angestiegen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 41 Prozent. Über 700 Tonnen gingen in die Schmuckindustrie, während rund 400 Tonnen für Investition in Goldbarren bestimmt waren. Der Rest war für die industrielle Verarbeitung und die Herstellung von Münzen. Damit hat das Reich der Mitte Indien erstmals als führender Konsument von Gold abgelöst. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Auch im heimischen Schürfen von Gold stellt China einen Rekord auf. Letztes Jahr kam das Land auf eine Menge von 428 Tonnen des Edelmetalls. Das ist ein Plus von über 6 Prozent. So bleibt China das siebte Jahr in Folge weltweit der grösste Produzent von Gold.  

Fehlende 500 Tonnen Gold

Ein genauer Blick auf die Nachfrage von Gold in China zeigt allerdings, dass der tatsächliche Konsum viel höher sein muss. Über Hong Kong importierte China nämlich im letzten Jahr 1158 Tonnen. Hinzu kommen die Einfuhren über Schanghai, die aber nicht veröffentlich sind. Rechnet man jetzt noch die letztjährige Eigenproduktion hinzu, dann dürfte der Konsum über 1700 Tonnen betragen – rund 500 Tonnen mehr als offiziell bekannt. 

Wohin diese Goldmenge tatsächlich geflossen ist, bleibt unbekannt. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass die chinesische Zentralbank People's Bank of China das Edelmetall in ihren Tresoren eingebunkert hat, um die Goldreserven zu erhöhen. Davon will die Bank aber nichts wissen. Laut offiziellen Angaben hat sie ihre Bestände seit ein paar Jahren nicht mehr erhöht.

Zur Kommunikation nicht verpflichtet

Dass das Gold bei der Zentralbank gelandet ist, vermutet auch Eugen Weinberg, Leiter der Rohstoffabteilung der Commerzbank. «Die Differenz zwischen der verfügbaren Menge – Einfuhren und eigene Produktion – und der Nachfrage von Industrie und Privaten ist so gigantisch, dass man es nicht auf statistische Fehler oder versteckte Reserven bei Händlern zurückführen kann», sagt er. Daher müsse das Gold zur Zentralbank geflossen sein.

Auch über den Grund, warum die Zentralbank die massiven Goldzukäufe verheimlichen könnte, kann nur spekuliert werden. Laut Weinberg ist die People's Bank of China nicht dazu verpflichtet, eine solche Aufstockung der Goldreserven bekannt zu geben. Hauptgrund für die Geheimniskrämerei dürfte der Goldpreis sein. 

Goldpreis absichtlich tief halten

Aus China kommt rund 40 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Gold. Damit ist das Land auch der grösste Treiber des Preises. Zwar hat das Edelmetall im letzten Jahr um gut 30 Prozent an Wert verloren. Experten sind sich allerdings einig, dass der Einbruch ohne den chinesischen Nachfrageboom deutlich kräftiger ausgefallen wäre.

Da China auch in Zukunft massiv Gold einkaufen wird, will die Regierung den Preis tief halten. Zukäufe werden daher auch nicht kommuniziert. «Es gibt keine Notwendigkeit, das öffentlich zu machen», sagt Gold-Experte Weinberg. «Ganz im Gegenteil – vor allem wenn man vorhat, weiteres Gold zu kaufen, soll man diese Meldung vermeiden. Denn daraufhin wird der Goldpreis bestimmt stark reagieren und nachhaltig steigen.»

Kurs könnte bis 1400 Dollar steigen

Der gleichen Meinung ist Peter Frech, Rohstoffexperte und Fondsmanager bei Quantex Strategic Precious Metal Fund. Auch für ihn ist sicher, dass die 500 Tonnen Gold bei der Zentralbank sind. «Sie gibt die Zukäufe von Gold nicht bekannt, um den Preis nicht nach oben zu treiben», sagt er. Die Goldbestände würden der Diversifikation zum US-Dollar dienen. Die Reserven an Fremdwährung belaufen sich bei der Zentralbank auf knapp 4 Billionen Dollar. Die offiziellen Goldbestände machen jedoch lediglich 1 Prozent der gesamten Reserven aus.

Die grosse Nachfrage nach Gold in China dürfte anhalten. Dafür dürfte nur schon die Absicht der Zentralbank sorgen, die Anzahl der Gold-Unternehmen im Land zu erhöhen. Import und Export würden weiter beflügelt. Der Goldbedarf dürfte schliesslich auch den Preis steigen lassen. Alleine in diesem Jahr ist er um 6 Prozent auf rund 1280 Dollar gestiegen. So bleibt euch Eugen Weinberg von der Commerzbank gegenüber Gold optimistisch eingestellt. «Der Preis wird bis Ende 2014 auf 1400 Dollar steigen.».