Corona hat uns im Griff. Nichts ist mehr so, wie es war. Ganze Branchen mussten ihre Tore schliessen. Jeder siebte Schweizer Arbeitnehmer ist in Kurzarbeit. Die Arbeitslosigkeit wird genauso rapide ansteigen wie die Schulden des Staates. Wir stehen nicht mehr vor einer Weltrezession, wie ich hier vor einem Monat geschrieben habe, wir sind schon drin. Wir stehen in der westlichen Welt vor der grössten gesellschaftlichen Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.

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Was können Ökonomen in einer solchen Situation dazu beitragen, dass wir diese besser überstehen? Sicherlich sollten wir nicht über Dinge reden, von denen wir keine Ahnung haben. Über Herdenimmunität und S-Verläufe von Epidemien zu spekulieren, gehört nicht zu unserer Kernkompetenz. Schon eher sollten wir mahnend daran erinnern, dass wir aktuell die grössten Eingriffe in unsere allgemeinen, aber auch in unsere wirtschaftlichen Freiheitsrechte erleben.

Ökonomen, die sich mit den Konsequenzen von Konjunktureinbrüchen und Börsenverwerfungen beschäftigen, können darüber hinaus helfen, dass wir möglichst realistische Zukunftserwartungen bilden können. Dabei ist klar, dass man nicht alles prognostizieren kann. Aber vorbereiten kann man sich auf eine Zukunft, die in grossen Teilen eben doch nicht vollkommen ungewiss ist.

Ein kompletter Einbruch des Konsumentenvertrauens

Die Konjunktur ist im Eimer. Das hat mehrere wichtige Komponenten: unterbrochene Produktions- und Lieferketten, ein kompletter Einbruch des Konsumentenvertrauens und die staatlichen Schutzmassnahmen, die unsere Wirtschaft lahmlegen. Gerade diese Massnahmen sind es, die den grössten wirtschaftlichen Schaden anrichten.

Noch liegen erst Daten aus wenigen Volkswirtschaften vor. Aber selbst dort, wo die grössten Einschränkungen erst Ende Februar verhängt worden sind, ist die Wachstumsrate des ersten Quartals um 10 Prozentpunkte und mehr zurückgegangen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Spuk so schnell verschwindet, wie er gekommen ist, ist ausserdem gering. Zu gross sind die negativen Effekte auf Gewinne, Liquidität und Verschuldung der Unternehmen, als dass diese sich schnell von diesem Schock erholen können.

Der Albtraum jedes Zentralbankers ist Realität geworden

Schliesslich wissen wir, dass auch die Verschuldung der Staaten dramatisch ansteigen wird. So haben die Amerikaner entschieden, dass sie in diesem Jahr ein Budgetdefizit von gut 20 Prozent des Volkseinkommens haben möchten. Das ist mehr als Griechenland in seinen schlimmsten Tagen. Für die Finanzmärkte war das ein Schock.

Tatsächlich musste die amerikanische Notenbank mit dem bisher einmaligen Versprechen unbegrenzter Liquiditätszufuhr dafür sorgen, dass die jüngst aufgelegten US-Staatsanleihen am Markt überhaupt abgenommen werden. Damit ist der Albtraum eines jeden Zentralbankers eingetreten: Die US-Geldpolitik ist nicht mehr unabhängig in der Lage, ihre Geldmenge zu steuern. Die Regierung bestimmt über die Neuverschuldung die Gangart der Geldpolitik.

Die Liste dieser heute schon als gewiss zu bezeichnenden, historischen Entwicklungen ist noch viel länger. All das hat Auswirkungen auf unser Leben, unsere Gesellschaft, unsere Unternehmungen und unsere Anlagen.

Es wird Zeit, dass wir das mit Sachverstand behandeln. Es wird Zeit, dass Unternehmer, Gewerkschaftsbosse und Politiker aufhören, sich als Hobby-Ökonomen zu gerieren. Und es wird Zeit, dass Ökonomen aufhören, platte Politikratschläge in Bereichen zu verteilen, von denen sie nichts verstehen. Es gibt genug zu tun in der konkreten ökonomischen Beratung.