Saudi-Arabien und andere Mitgliedsländer des Ölverbunds Opec+ wollen überraschend die Ölproduktion freiweillig drosseln. Ab Mai soll die Produktion damit um insgesamt 1,15 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag sinken. Allein Saudi-Arabien plant nach eigenen Angaben eine Förderkürzung von 500'000 Barrel pro Tag.

Das saudi-arabische Energieministerium teilte am Sonntag mit, dass die Massnahmen darauf abzielten, den Ölmarkt zu stabilisieren. Russland will seine Produktionskürzung bis Ende 2023 fortsetzen.

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Händler hatten erwartet, dass Opec+ ihre Fördermenge konstant halten würde. Der Schritt erfolgte ausserhalb des von der Gruppe vorgesehenen Zeitplans für die Überprüfung des Marktes und des Angebots der Mitglieder. Die in der Opec+ vereinten Öl exportierenden Länder hatten bereits die Förderung ab November 2022 um zwei Millionen Barrel pro Tag reduziert. 

Die Auswirkungen der nun gefällten Entscheidung waren auf dem weltweiten Ölmarkt schnell zu spüren. Goldman Sachs hob die Preisprognosen für dieses und das nächste Jahr an, wichtige Terminkontrakte stiegen in Erwartung eines knapperen Angebots sprunghaft an und an einem normalerweise ruhigen asiatischen Handelstag wechselten Hunderttausende von Kontrakten den Besitzer.

Auch die US-Benzin-Futures zogen an und unterstrichen damit die Inflationsrisiken. Einem Analysten zufolge könnte die Drosselung der Ölproduktion dazu führen, dass sich der Ölpreis um zehn Dollar je Barrel erhöht.

Ölpreise haben am Montag stark zugelegt 

Am Montag haben die Ölpreise mit einem starken Anstieg auf die angekündigte Förderkürzung des Ölverbunds reagiert. Am Morgen kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 83,75 US-Dollar. Das waren 3,86 Dollar mehr als am Freitag.

Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai stieg ebenfalls kräftig um 3,69 Dollar auf 79,36 Dollar. In der vergangenen Nacht wurde für ein Fass Rohöl aus der Nordsee zeitweise 86,44 Dollar gezahlt. Das ist im Vergleich zum Freitagabend ein Aufschlag von mehr als acht Prozent. Der Grund: Die Öl-Allianz Opec+ will ihre Ölproduktion drosseln.

Das Weisse Haus bezeichnete die Entscheidung des Ölverbunds als unklug. Die USA würden mit den Erzeugern und Verbrauchern zusammenarbeiten und sich auf die Benzinpreise konzentrieren. Letztes Jahr ordnete Präsident Joe Biden nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine eine noch nie dagewesene Freigabe von Rohöl aus den strategischen Reserven der USA an.

Vor der überraschenden Intervention verzeichnete der Rohölpreis den stärksten Rückgang im ersten Quartal seit 2020, da die Turbulenzen im Bankensektor und die Gefahr einer Rezession in den USA den Preisen zusetzten. Dennoch rechnen viele Marktbeobachter mit einer Belebung in der zweiten Jahreshälfte, die durch die steigende Nachfrage aus China gestützt wird.

(reuters/bloomberg/awp/mth)