Wie hiess der Hit von Rudi Carrell aus dem Jahre 1974? «Wann wird es endlich wieder Sommer?» Die gleiche Frage könnte man auch für die Weltwirtschaft stellen. «Wann kommt denn endlich wieder ein Aufschwung?»

Bei allem Fokus der Finanzmärkte auf die US-Wirtschaft vergessen wir nur allzu schnell, dass es in der zweit- und in der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt nicht läuft. China ist in der Rezession und Europa in Teilen ebenfalls. Grossbritannien hat den Brexit bis heute nicht verdaut. Deutschland wächst seit Regierungsantritt der Ampelkoalition gar nicht mehr. Und auch bei uns ist das Wachstum bestenfalls als anämisch zu bezeichnen.

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Gibt es Licht am Horizont? Vielleicht. Immerhin scheint die Güternachfrage, die global seit geraumer Zeit stagniert, wieder langsam an Fahrt zu gewinnen. Das spricht für ein Anziehen der Industriekonjunktur und könnte Ländern mit starkem Industriesektor wie China, Deutschland oder der Schweiz in den Winterquartalen Wachstumsimpulse geben.

Der Gastautor

Der Ökonom Klaus Wellershoff ist Gründer und Verwaltungsratspräsident von Wellershoff & Partners, Honorarprofessor an der Universität St. Gallen und regelmässiger Kolumnist der «Handelszeitung».

Das Dilemma: Kommt der Aufschwung, trägt er den Keim seines eigenen Endes schon in sich

Ob das allein ausreicht, um die Konjunktur wieder in Gang zu bringen, steht aber in den Sternen. Fraglich ist nämlich, woher die Arbeitskräfte für den Aufschwung kommen sollen. Und fraglich ist auch, was das dann mit der Inflation macht. Bereits heute liegen in vielen Ländern die Lohnwachstumsraten teils deutlich über der allgemeinen Teuerung. Steigende Löhne bedeuten aber steigende Kosten und damit entweder tiefere Margen der Unternehmungen oder eben wieder mehr Inflation.

Das träfe auf Zinsmärkte, in denen immer noch in allen Währungen der westlichen Industrieländer die Kapitalmarktzinsen deutlich unter den Geldmarktzinsen liegen. Normalerweise reflektiert das die Erwartung einer bevorstehenden Rezession. Auflösen kann sich das nur, wenn entweder die Zentralbanken die Zinsen aggressiv senken oder die Kapitalmarktzinsen steigen. Starke Zinssenkungen bei anhaltender Lohninflation scheinen unwahrscheinlich. Steigende Kapitalmarktzinsen würden aber die Konjunktur insgesamt ausbremsen.

Und so bleiben wir gefangen in einem Dilemma: Kommt der Aufschwung, trägt er den Keim seines eigenen Endes schon in sich. Wahrscheinlich ist die richtige Schlussfolgerung aus diesen Beobachtungen, dass ein Aufschwung in Europa und China bestenfalls schwach sein wird. Sollten die Kapitalmarktzinsen auch im Dollar steigen, würde das sogar die Konjunktur der USA bedrohen. Wann kommt denn der Aufschwung? Wohl eher nach der nächsten Rezession.