Der Deal tönt zu gut, um wahr zu sein: Der schweizerisch-niederländische Rohstoffhändler Trafigura hat diese Woche Öl mit einem Rabatt von 20 Dollar pro Fass angeboten, wie die St. Galler Kantonalbank heute in einer Markteinschätzung berichtet. Tatsächlich gab es da einen Haken: Es war russisches Öl, und so blieb Trafigura auf der Ware sitzen – niemand in Europa wollte es kaufen.

Die Episode zeigt, wieso sich der Ölpreis der 120-Dollar-Marke nähert und damit so viel kostet wie seit zehn Jahren nicht mehr: Russland, drittgrösster Ölhersteller weltweit und grösster Exporteur, ist von westlichen Märkten ausgeschlossen. Am Donnerstagmorgen notierte die Sorte Brent bei 118,22 Dollar je Fass, WTI wurde bei 114,78 Dollar gehandelt.

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Die Handels- und Energiefirmen wollen kein russisches Öl mehr kaufen – obwohl hierzu noch keine Sanktionen gelten. Doch die könnten folgen. Dazu kommt: Russland ist vom globalen Finanzsystem weitgehend ausgeschlossen; Geld ins Land zu überweisen, ist schwierig geworden.

Die Opec+ hilft vorerst nicht aus

«Die Akteure im Exportmarkt – Banken, Versicherer, Tanker-Reedereien und sogar international tätige Ölkonzerne – verhalten sich in einer Weise, die einem De-facto-Verbot entspricht», sagte Energieanalyst Tom Kloza gegenüber der «New York Times».

Russland wird ausgeschlossen – und die anderen grossen Ölförderer wollen derzeit nicht in die Bresche springen. Saudi-Arabien und die anderen Mitglieder des Ölkartells Opec+ sahen am Mittwoch davon ab, zusätzlich Öl aus dem Boden zu pumpen.

Der Verbund setze seinen Kurs einer schrittweisen und moderaten Ausweitung des Rohölangebots fort, teilte das Kartell mit.

Für etwas Entspannung sorgten die USA gemeinsam mit einigen europäischen Ländern: Sie führten am Dienstag gut 60 Millionen Fass Rohöl aus ihren Lagern dem Markt zu – das entspricht etwa 4 Prozent aller ihrer Reserven laut der Internationalen Energieagentur IEA.

«Es steht uns ein weiteres Rally bevor»

Die Hausse am Erdölmarkt dürfte weitergehen. «Wenn sich die Situation in der Ukraine verschlimmert, steht uns ein weiteres Rally bevor», sagte Energieanalyst Kim Kwangrae von Samsung Futures gegenüber Bloomberg. Und Michael Lynch, Präsident von Strategic Energy and Economic Research, sagt in der «New York Times»: «Die Lage dürfte eine oder zwei Wochen unruhig bleiben.»

(mbü, tdr)