Unbeeindruckt vom russischen Zahlungsausfall Anfang der Woche hat die Landeswährung Rubel am Dienstag ein neues Hoch gegenüber den Leitwährungen Dollar und Euro erklommen. «Der Dollar kostet das erste Mal seit dem 28. Mai 2015 weniger als 52 Rubel. Der Euro kostet erstmals seit dem 26. Mai 2015 weniger als 55 Rubel», teilte die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag nach Schliessung der Moskauer Börse mit.
Allein seit dem Februar hat die russische Währung um rund 40 Prozent zugelegt. Doch in diesem Fall steht das nicht für eine starke Wirtschaft. Im Gegenteil.
Als Grund für die Rubelstärke führen die Währungsexperten der Agentur die bevorstehenden Steuerzahlungen in Russland und den hohen Ölpreis an. Nachdem der Rubel kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs noch deutlich einbrach, ist er nun seit Monaten auf Erholungskurs und hat inzwischen den doppelten Wert seines Tiefstands erreicht.
Russlands Einnahmen aus Öl und Gas sprudeln kräftig
Selbst der am Dienstag von der Rating-Agentur Moody's festgestellte technische Zahlungsausfall Russlands konnte dem Anstieg des Rubels nichts anhaben. Hier handelt es sich freilich auch nicht um eine übliche Staatspleite, sondern um technische Probleme bei der Überweisung der Schuldzahlungen, die vom Westen blockiert werden.
Hintergrund der Rubelstärke sind aber auch drastische Beschränkungen der Devisengeschäfte durch die russische Zentralbank und die westlichen Sanktionen, die vor allem den russischen Import betreffen. Denn während Russlands Einnahmen aus dem Export von Öl und Gas weiterhin sprudeln, ist der Import in Russland - unter anderem durch das westliche Embargo auf Hightech, Maschinen, Rüstungs- und Luxusgüter auf weniger als die Hälfte geschrumpft. Der Devisenbedarf ist dadurch ebenfalls deutlich zurückgegangen.
(sda/mbü)