Schweizer arbeiten besonders oft bis ins hohe Alter. Das zeigen neue Zahlen des europäischen Statistikamtes Eurostat. Demnach waren 2014 hierzulande knapp 72 Prozent aller 55- bis 64-Jährigen beschäftigt. Im Vergleich mit allen Ländern der Europäischen Union weist nur Schweden einen besseren Wert auf (74 Prozent).
Im internationalen Vergleich fallen auch viele grosse Industrienationen gegenüber der Schweiz ab. Deutschland als wichtigster Handelspartner kommt etwa nur auf eine Quote von 65.6 Prozent, in Frankreich arbeitet mit 47.1 Prozent nicht einmal jeder Zweite zwischen 55 bis 64 Jahren.
Schlusslicht Griechenland
Das Schlusslicht der EU bildet Krisenstaat Griechenland. Hier geht gerade einmal jede dritte Person höheren Alters einer Beschäftigung nach (34 Prozent). Das ist jedoch wenig verwunderlich und nicht zwangsläufig eine Bestätigung von Vorurteilen. Denn wegen der schweren wirtschaftlichen Rezession weist das Land auch insgesamt die höchste Arbeitslosigkeit in der EU auf, mit einer Quote von 26 Prozent im Jahr 2014.
Die Schweiz dagegen zeichnet sich durch eine weitere Besonderheit aus: Die Menschen arbeiten oft bis zum gesetzlichen Rentenalter von 65 Jahren für Männer und 64 Jahren für Frauen. Das ist im Vergleich mit den Staaten der OECD nur in Norwegen und Dänemark noch der Fall. In den anderen Ländern fällt die Beschäftigungsquote ab dem 60. Lebensjahr stark ab.
Lage für Männer und Frauen stark unterschiedlich
In einem Bericht zur Lage der älteren Arbeitnehmer am Schweizer Jobmarkt hat die OECD 2014 festgehalten, dass sich die Lage für sie in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert hat. Mit einer Ausnahme: Die Lage für Männer und Frauen ist stark unterschiedlich. Während 2014 knapp 79 Prozent der Männer zwischen 55 und 64 Jahren arbeiteten, waren es bei den Frauen nur gute 64 Prozent.
Frauen haben schlechtere Chancen, sich lange am Arbeitsmarkt zu halten, auch weil sie häufiger für die Kindererziehung unterbrechen oder über lange Strecken Teilzeit arbeiten, begründete die OECD. Während die Schweiz bei den Männern also international ganz vorne mitspielt, ist sie bei den Frauen nur Mittelklasse.
Alter oder Staatsangehörigkeit ist kein Problem
Zum Vergleich: Bei EU-Spitzenreiter Schweden liegen zwischen Männern und Frauen 5 Prozentpunkte. In der Schweiz sind es laut Eurostat 14.3 Prozentpunkte.
Es zeigt sich: Die Chancen am Arbeitsmarkt sind in der Schweiz recht gleichmässig verteilt. Alter oder Staatsangehörigkeit spielen laut OECD kaum eine Rolle. Der Unterschied der Möglichkeiten zwischen Männern und Frauen ist dagegen erheblich.