Deutsche Unternehmen fordern von der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Zinserhöhung. 62 Prozent der Firmen sprachen sich in einer Reuters vorliegenden neuen Forsa-Umfrage für eine Zinswende in den kommenden Jahren aus. 27 Prozent plädierten für die Fortsetzung der bisherigen EZB-Politik. Die Umfrage wurde im Auftrag der Beratungsgesellschaft EY, der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und des Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erstellt und soll am Montag vorgestellt werden.
Die Mehrheit der Unternehmen befürchtet zudem eine neue Finanzkrise in der Euro-Zone durch Italien. 68 Prozent sehen die hohe Neuverschuldung des Landes als grosses Problem. Die Euro-Rettungspolitik der vergangenen Jahre, die auch mit übernommenen Haftungsrisiken verbunden war, sehen jedoch 83 Prozent der Befragten positiv. 56 Prozent lehnen es sogar ab, dass Deutschland eigene wirtschaftspolitische Interessen stärker gegen die EU-Partner durchsetzen sollte.
Fehlender Zusammenhalt als grösstes Risiko
Als grösste Risiken in Europa sehen die Betriebe den fehlenden Zusammenhalt in der EU, den Brexit, die Finanzpolitik und die Migration. 68 Prozent der Befragten gaben an, dass sie für ihre Unternehmen gar keine Auswirkungen des Brexits erwarten. Insgesamt sehen aber 65 Prozent Nachteile für Deutschland.
Julie Linn Teigland von EY bezeichnete das Ergebnis der Umfrage als «erfreuliches Signal» für Europa. «Die deutschen Unternehmen stehen fest zu Europa und haben Vertrauen in die europäische Idee und die europäischen Institutionen.» Forsa hatte nach eigenen Angaben vom 22. November bis 7. Januar Führungskräfte von 400 privaten Unternehmen befragt.
(reuters/tdr/mbü)