Die Beschäftigungsaussichten in der Schweiz trüben sich wieder ein. Für das Gastgewerbe ist der Indikator der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (Kof) so tief wie nie zuvor, selbst während des Lockdowns vor fast einem Jahr nicht.
Im den letzten beiden Quartalen hatte sich der Wert deutlich erholt, was auf eine Entspannung am Arbeitsmarkt hindeutet. Doch die derzeitigen Corona-Massnahmen haben diesen Trend gestoppt.
Versicherungen top, Banken flop
Neben der Gastro-Branche sehen die Job-Chancen dem Beschäftigungsindikator zufolge auch im Verarbeitenden Gewerbe und bei den Banken düster aus. Die einzige Unternehmen, die Personal derzeit aufbauen wollen, sind jene aus der Versicherungsbranche.
Für den Beschäftigungsindikator wurden mehr als 4500 Unternehmen im Januar über ihre Pläne befragt, in nächster Zeit Personal auf- oder abzubauen. Das Kof kommt zu dem Schluss, dass es in den kommenden Wochen zu weiteren Jobverlusten kommen wird aufgrund der Corona-Krise.
Stimmung in der Industrie
Die Stimmung in der Schweizer Industrie hat sich zum Jahresbeginn trotz der aktuellen Coronawelle nicht verschlechtert. Deutlich pessimistischer sind die Unternehmen im Dienstleistungssektor.
Der Einkaufsmanager-Index (PMI) für die Schweizer Industrie stieg im Januar saisonbereinigt gar auf 59,4 von 57,3 Punkten im Vormonat, wie die Credit Suisse, die den Index zusammen mit dem Branchenverband Procure.ch. berechnet, am Montag mitteilte.
Der Index misst, wie optimistisch die Einkaufsmanager auf die zukünftige Wirtschaftsentwicklung blicken. Werte von über 50 Punkten deuten auf Wachstum hin. Auf dem Höhepunkt der Coronakrise im letzten Frühling war der Index auf 41,2 Punkte abgesackt.
Licht am Ende des Tunnels
Die Gründe, warum die Erholung der Industrie trotz der zweiten Coronawelle an Breite gewonnen hat, seien mannigfaltig, schrieben die Ökonomen der Credit Suisse. So funktionierten nun im Gegensatz zur ersten Welle die Lieferketten.
Zudem hätten wichtige asiatische Absatzländer - namentlich China, Japan und Südkorea - die Pandemie im Griff. Von der Nachfrage aus Asien profitierten die Schweizer Industrieunternehmen direkt, aber auch indirekt, beispielsweise als Zulieferer für die deutsche Autoindustrie.
Und zu guter Letzt gingen die Unternehmen davon aus, dass ein Ende des Ausnahmezustands absehbar ist - und seien entsprechend zuversichtlich. Konkret erwarte eine Mehrheit der Firmen, dass sich die Produktion bereits Ende März normalisiere.
Düsterer Ausblick im Dienstleistungssektor
Anders ist die Situation im Dienstleistungssektor. Der entsprechende PMI sank leicht auf 49,1 von 49,5 Punkten im Vormonat und lag damit weiterhin unterhalb der Wachstumsschwelle.
Der Trend scheine sich somit zu bestätigen, wonach der Dienstleistungssektor stärker unter der zweiten Welle leide als die Industrie, so die CS-Ökonomen.
Weniger schlimm als im Frühling 2020
Allerdings seien Werte wie in der ersten Welle, als der Dienstleistungs-PMI auf bis zu 21,8 Punkte einbrach, nach wie vor weit entfernt, wurde betont.
Gleichwohl erwarteten viele Dienstleistungsfirmen keine rasche Erholung. So werde erst für Ende Juni mit einer Normalisierung der Geschäftstätigkeit gerechnet.
Überraschend hohe Werte
Ökonomen hatten im Vorfeld für beide PMI mit tieferen Werten gerechnet. Beim Industrie-PMI wurde im Vorfeld ein Indexstand von 54,0 bis 57,0 Punkten geschätzt, beim Dienstleistungs-PMI von 44,5 bis 49,0 Punkten.
Auffällig ist, dass der PMI sich im Januar anders entwickelte als das KOF Konjunkturbarometer - dem zweiten wichtigen Frühindikatoren für die Schweizer Wirtschaft. Das KOF-Barometer war zuletzt deutlich gefallen. Der Januar-Wert nahm um 7,6 auf 96,5 Punkte ab und notierte somit unter seinem langjährigen Durchschnitt.
(mlo/awp)