Es steht wahrlich nicht gut um den Freihandel und die globale Arbeitsteilung, die treibenden Kräfte der Weltwirtschaft. Statt Schranken abzubauen und sich gemeinsam für fairen Wettbewerb einzusetzen, schaut jeder zuerst für sich.

Die WTO ist ausgehebelt, seit die USA die Ernennung neuer Richter für den Streitschlichtungsmechanismus blockieren. Der Handelsstreit zwischen den USA und China eskaliert immer mehr, die EU bereitet Schutzzölle auf E-Autos «made in China» vor. Und mit dem Angriff auf die Ukraine hat sich auch Russland aus dem globalen Handelssystem eliminiert.

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Umbau der Lieferketten

Daher erstaunt es umso mehr, dass der internationale Güteraustausch gemäss Zahlen immer noch Rekorde bricht. Der Anteil des Aussenhandels am globalen BIP ist sogar nochmals gestiegen. Der florierende Welthandel beschert den Frachtunternehmen Rekordgewinne. Die gefühlte Entglobalisierung findet also nur in den Köpfen statt.

Wenigstens bis jetzt. Denn es dauert eine Zeit, bis protektionistische Massnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Was sich aber bereits heute erkennen lässt: Es bilden sich Blöcke, und die Handelswege ändern sich. Diese werden kürzer, weil Unternehmen ihre Lieferanten und Produktionsstandorte in der Nähe suchen oder in Ländern, die ihnen wohlgesinnt sind. Firmen bauen ihre Lieferketten entsprechend um. Near- oder Friendshoring nennt sich das.

Das «Aus der Region»-Prinzip mag ökologisch sinnvoll sein, aber der Trend in Richtung Protektionismus und der Rückzug ins Regionale und Nationale hat seinen Preis.

Unternehmen produzieren nicht mehr dort, wo die Bedingungen am günstigsten sind. Sondern sie wählen den Standort und die Herkunftsländer für ihre Vorprodukte nach anderen Kriterien.

Der Kuchen wird kleiner

Waschmaschinen, die früher aus China kamen, kosten auf einmal deutlich mehr. Sei es wegen der Zölle oder weil sie in Mexiko produziert werden, wo die Arbeitskosten höher sind und es keine hocheffizienten Industrie-Cluster gibt wie beispielsweise im chinesischen Perlflussdelta. In Mexiko entstehen Jobs, die in China verloren gehen.

Dafür zahlen die Konsumenten und Konsumentinnen mehr, und es bleibt weniger im Portemonnaie übrig. Die Wohlstandsgewinne, die durch die Arbeitsteilung und komparative Kostenvorteile entstehen, sind dahin.

Für die Schweiz als exportorientierte Volkswirtschaft steht hier besonders viel auf dem Spiel. Sie ist auf günstige Importe angewiesen und verdankt ihren Exportboom der steigenden Nachfrage aus den USA, China und anderen neuen Absatzmärkten. Dort gibt es in einer protektionistischen Welt mit weniger Wachstum auch weniger zu holen.

Dass in einem globalen Handelsstreit die Schweiz von den Folgen verschont bleibt, ist reines Wunschdenken. Das wird am Beispiel der Stahlindustrie besonders deutlich: Als Reaktion auf die Einfuhrzölle der USA auf Stahl und Aluminium hat auch die EU Tarife auf gewisse Stahlimporte eingeführt. Auch auf jene aus der Schweiz.