Applaus, Applaus! Die Notenbanken haben mit ihren aggressiven Zinserhöhungen die Inflation unter Kontrolle gebracht. Noch harmlose 3,1 Prozent beträgt die Teuerung in den USA, 2,4 Prozent in der Euro-Zone und mickrige 1,4 Prozent in der glückseligen Schweiz.

Der Haken an der Sache ist nur: Es ist nicht das Verdienst der Notenbanken, dass die Inflation so schnell gesunken ist, wie sie gekommen war. Der Rückgang ist primär auf externe Faktoren zurückzuführen.

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Zur Erinnerung: Verantwortlich für die Rückkehr der Inflation 2021 war die Verkettung verschiedener Umstände: Die Öl- und Gaspreise waren in die Höhe geschossen, Lieferketten waren nach den Covid-Verwerfungen unterbrochen, und die Konsumenten und Konsumentinnen hatten dank Covid-Massnahmen Zeit und Geld für Anschaffungen aller Art.

Die Beruhigung oder gar Umkehr dieser Faktoren sorgt nun für weniger Inflation und stellenweise gar für fallende Preise: Öl und Gas sind wieder billiger geworden und damit auch energieintensive Güter und Prozesse. Die Angebotsengpässe sind behoben, und jetzt, da die meisten ihr Homeoffice eingerichtet haben, hat sich auch die Güternachfrage normalisiert. 
 
Auf die Fördermenge von Rohöl oder die verstopften Frachthäfen in China haben die Notenbanken keinen Einfluss. Mit ihrer Zinspolitik versuchen sie, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu steuern: Höhere Zinsen verteuern die Investitionen und den Konsum oder einen Immobilienkauf auf Pump. Die Unternehmen halten sich mit Einstellungen zurück, was den Arbeitsmarkt und die Lohndynamik bremsen sollte. 

Ausserdem wirkt die Geldpolitik verzögert. Bis eine Zinserhöhung in der Realwirtschaft ankommt, dauert es mindestens 18 Monate. Die schärfsten Zinsschritte fanden aber erst vor einem Jahr statt. Kein Wunder, sieht man auf dem Arbeitsmarkt noch kaum eine Abkühlung. Zumal dort auch ein struktureller Arbeitskräftemangel besteht, der nichts mit der Konjunktur zu tun hat. 

Gewirkt haben die Zinserhöhungen bisher vor allem über den Vermögenseffekt. Denn mit den angestiegenen Zinsen haben viele Anlagen an Wert verloren. Auch wacklige Geschäftsmodelle mit viel Fremdkapital hat es getroffen – René Benko lässt grüssen.

Das heisst im Umkehrschluss aber nicht, dass es falsch war, die Zinsen so stark zu erhöhen. Die Abkehr von der Null- oder gar Negativzinspolitik war wichtig. Geld muss einen Preis haben, der Zins eine Signalwirkung.

Das erhöhte Leitzinsniveau gibt den Zentralbanken zudem etwas mehr Spielraum, wenn es mal wieder kracht und nach unten geht, bevor sie wieder zu unkonventionellen Massnahmen wie die milliardenschweren Wertpapierkäufen greifen müssen.

Gerade weil die Geldpolitik nur langsam wirkt, besteht aber auch ein Risiko, dass es die Notenbanken mit ihrer Straffung übertreiben. Die jüngere Geschichte lehrt uns immerhin, dass sie solche Fehler zuletzt schnell korrigieren.