Wo kann man in Corona-Zeiten Ferien machen? Diese Frage stellen sich derzeit viele, und viele sahen in den vergangenen Wochen ihren Sommerurlaub schon dahinschwinden. Nun gibt es wieder Hoffnung auf Ferien im Süden. Italien und Spanien etwa – die in Europa am stärksten von der Pandemie betroffen waren – wollen die Tourismussaison retten. Irgendwie.
Sie haben es nötig. Die Reise- und Tourismusbranche steuert 10 Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung bei. Laut Welttourimusverband WTTC arbeiten 330 Millionen Menschen in dem Sektor, das ist weltweit einer von zehn Jobs. Fast ein Drittel der Jobs sei von der derzeitigen Krise bedroht, warnt die Organisation.
Europa ist besonders abhängig vom Tourismus: Die Hälfte des weltweiten Reiseverkehrs entfällt auf den alten Kontinent. Rund 9 Prozent des Bruttoinlandprodukts in der EU werden im Gastgeschäft erwirtschaftet. Fällt die Sommersaison dieses Jahr aus, hätte das gravierende Folgen, vor allem für diese Länder:
Kein anderes Land in Europa ist so abhängig vom Tourismus wie Georgien. Bereits zu Sowjetzeiten war der Fremdenverkehr eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Heute macht er 30 Prozent des BIP. Das Land am Kaukasus wird bei Touristen immer beliebter: 2018 sollen rund 7 Millionen Reisende das Land besucht haben – doppelt so viele, wie Georgien Einwohner zählt.
Malta ist ein beliebtes Reiseziel: 27 Prozent der Wirtschaftsleistung des kleinen Inselstaats werden im Tourismus erwirtschaftet. Besonders junge Urlauber zieht es auf die Mittelmeerinsel – mit Englisch als einer der Amtssprachen ist sie ein beliebtes Ziel für Sprachreisen.
Die beiden Balkan-Länder erwirtschaften jeweils einen Viertel ihres Bruttoinlandprodukts im Tourismus. Kroatiens Grenzen sind für ausländische Besucher wieder offen. Auch das kleine Nachbarland Montenegro will bald wieder Besucher anlocken und die Saison retten.
Die Mittelmeerinsel ist auf den Tourismus angewiesen: 23 Prozent des Bruttoinlandprodukts stammen aus dem Sektor. Bleiben die Touristen im Sommer aus, drohen der Wirtschaft Milliardenverluste.
Ein Fünftel des BIP wird mit dem Tourismus erwirtschaftet. 30 Millionen Besucher zählt das Land pro Jahr. Bleiben sie diesmal fern, hätte das gravierende wirtschaftliche Folgen für Griechenland. Ab dem 1. Juli will die Regierung die Grenzen aber wieder öffnen.
16 Millionen Touristen zählt das Land jährlich – am beliebtesten sind Lissabon, die Algarve und Madeira. Der Fremdenverkehr trägt 18 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Doch dieses Jahr könnte es deutlich weniger werden. Um zu retten, was zu retten ist, will sich Portugal nun schrittweise für ausländischen Tourismus öffnen – voraussichtlich ab Mitte Juni. Einen Monat später könnten dann auch die meisten Hotels wieder öffnen.
Den neunten Rang teilen sich Spanien und Österreich: 15 Prozent des Bruttoinlandprodukts erwirtschaften beide im Tourismus. Als eins von der Corona-Pandemie betroffensten Länder in Europa will Spanien ab Ende Juni wieder Touristen ins Land lassen. Österreich war eins der ersten Länder in Europa, das die Grenzöffnung ankündigte. Ab Mitte Juni dürfen ausländische Gäste wieder im Alpenland Ferien machen.
Der Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle für Italien: 13 Prozent trägt der Sektor zum BIP bei. Nach Wochen des strikten Lockdowns liegt die italienische Wirtschaft am Boden. Um die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr in diesem Sommer wieder anzukurbeln, will die Regierung die Grenzen für Touristen aus Europa bereits am 3. Juni wieder öffnen.
Zum Vergleich: Für die Schweiz ist der Tourismus als Einkommensquelle weniger wichtig. Der Anteil am BIP beträgt nur 2,9 Prozent. Das ist zwar nicht so viel im Vergleich zu anderen Sektoren, dennoch spielt der Fremdenverkehr hierzulande eine wichtige Rolle – viele Berggebiete leben davon.
Pünktlich zur Feriensaison öffnet die Schweiz ab Mitte Juni die Grenzen – zumindest die mit den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Österreich. Gerade auf deutsche Urlauber – die wichtigsten ausländischen Gäste – dürfen die Schweizer Hoteliers nun wieder hoffen.
Allerdings ist unklar, ob diese Urlauber auch mitspielen: Eine soeben veröffentlichte Umfrage besagt, dass zwei Drittel der Deutschen in diesem Sommer lieber im eigenen Land bleiben.