Die Schweiz wächst nicht mehr. Das ist ein schwerer Schlag. Finden wir doch meist, dass es im Ausland schlecht geht, bei uns aber selbstverständlich besser. Die Wirtschaftsstatistik spricht aktuell eine andere Sprache.

Der Befund macht sich nicht nur am letzten Wirtschaftsquartal fest. Seit sieben Quartalen läuft es nicht mehr rund: Die Schweiz wächst unter dem, was sie im Trend bewerkstelligen müsste. Trotz Zuwanderung, trotz negativer Realzinsen.

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Am mangelnden Geldausgeben des Staates liegt es nicht. Die Konjunktur wurde nicht kaputtgespart. Laut OECD war zwar im vergangenen Jahr ein kleiner negativer Impuls aufgrund der Rückführung von Coronamassnahmen zu registrieren, im Wahljahr wird aber schon wieder Gas gegeben.

Woran es dann liegt? Unter uns Ökonomen herrscht grösstmögliche Einigkeit darüber, dass seit Jahren das Wachstum der Schweizer Produktivität enttäuschend ist und teils deutlich hinter das der europäischen Nachbarn zurückfällt.

Über den Gastautor

Der Ökonom Klaus Wellershoff ist Gründer und Verwaltungsratspräsident von Wellershoff & Partners, Honorarprofessor an der Universität St. Gallen und regelmässiger Kolumnist der «Handelszeitung».

Jüngst ist der Fortschritt in der Produktivität sogar ganz verschwunden und hat sich ins Gegenteil verkehrt. Rechnet man Teilzeitstellen zusammen, um den Effekt der tieferen Beschäftigungsgrade zu eliminieren, ist die Beschäftigung in den letzten fünf Jahren um 7,8 Prozent gewachsen. Das reale Volkseinkommen dagegen konnte nur um 7,3 Prozent zulegen. De facto war das erwirtschaftete Einkommen pro vollzeitäquivalenter Arbeitskraft rückläufig. In den letzten zwölf Monaten ist die vollzeitäquivalente Beschäftigung sogar um 2,2 Prozent gewachsen, das Volkseinkommen aber nur 0,5 Prozent. Unsere Produktivität hat also stark abgenommen.

Übrigens, die 2,2 Prozent Beschäftigungszuwachs straft jeder Panikmache zum #Arbeitskräftemangel Lügen. Es herrscht kein Arbeitskräftemangel, wenn die Beschäftigung so schnell wächst.

Was dagegen herrscht, ist ein Mangel an Produktivität. Genau deswegen stellen die Unternehmen so viele Menschen ein, um den Mangel an Produktivität auszugleichen. Das sollte auch ein Thema für die Gewerkschaften sein. Letztlich bestimmt nämlich die Produktivität unseren Lohn.

Abnehmende Produktivität begrenzt auch den Finanzspielraum der öffentlichen Hand. Wer Kuchen verteilen will, muss erst den Kuchen backen. Damit wird deutlich, warum unsere mangelnde Produktivität ein Thema für die Politik sein muss. Sie ist es aber nicht. Warum? Weil jedes neue Gesetz mehr Bürokratie bringt und zusätzliche Beschäftigung im öffentlichen Sektor ein Produktivitätskiller ist. Wir sind auf der schiefen Bahn.