Die Lage ist verdammt ernst. Auch wenn es bei uns niemand wahrhaben will: Wir sind mitten in der grössten Weltrezession, die es zu unseren Lebzeiten gegeben hat und wohl auch geben wird. Die Weltarbeitsorganisation schätzt, dass zurzeit ein Achtel aller normalerweise geleisteten Arbeitsstunden nicht gearbeitet wird. Hunderte von Millionen von Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren.

Nach dem fulminanten Einbruch im zweiten Quartal konnte die kollektive Kraftanstrengung von Geld- und Fiskalpolitik im dritten Quartal zwar eine partielle Erholung bewirken. Aktuell sind die Wachstumsraten der Industrienationen und der meisten grossen Schwellenländer aber schon wieder rückläufig.

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Warum wir davon so wenig merken? Weil wir in der reichen Schweiz leben und weil viele von uns gar keinen Bezug mehr zum Wirtschaftsleben haben. Wir leisten uns einfach Kurzarbeitergeld, Unternehmensfinanzierung, Eigenkapitalhilfen – alles auf Pump. Mehr als die Hälfte der Schweizer Einwohner nimmt gar nicht am Arbeitsmarkt teil oder arbeitet im Staatssektor.

Glaubt man den Statistiken zur Wertschöpfung der Schweiz, veröffentlicht durch das Staatssekretariat für Wirtschaft, dann ist neben dem Handel die öffentliche Verwaltung der eindeutige Corona-Gewinner. Alle anderen Branchen, selbst der Gesundheitssektor, sind geschrumpft.

Über den Autor

Klaus Wellershoff ist Ökonom bei Wellershoff & Partners.

Natürlich geht jede Rezession zu Ende. Tatsächlich ist diese Rezession aber um ein Mehrfaches tiefer als eine durchschnittliche Rezession. Und auch, wenn uns allen die Verfügbarkeit von Impfstoffen Hoffnung macht, können wir nicht damit rechnen, dass wir schnell wieder die Vorkrisenniveaus von Einkommen und Produktion erreichen werden. Im Schnitt der letzten drei Rezessionen hat das in der Schweiz zweieinhalb Jahre gedauert. Wenn diese Krise durchschnittlich wäre, wäre das Mitte 2023. Sie ist es aber nicht.

Wir erleben das Gegenteil von Schuldenreduktion

Nach der Krise ist dann wohl auch vor der Krise. Seit der Finanzkrise 2007 bis 2009 reden wir davon, dass die Welt instabiler geworden ist, weil es zu viele Schulden gibt. Vollmundig haben die Politiker Schuldenreduktion angekündigt. Das Gegenteil ist passiert.

Seit der Finanzkrise hat die weltweite Verschuldung nochmals deutlich zugelegt. Allein für dieses Jahr rechnet das Institute for International Finance mit einem «Verschuldungs-Tsunami». Die weltweite Verschuldung wird allein in diesem Jahr um über 40 Prozentpunkte des Weltvolkseinkommens auf den Rekordwert von 365 Prozent steigen.

«Wir haben die Grundlage für eine drastische Geldentwertung gelegt.»

Gleichzeitig drucken die Staaten um die Wette Geld. Allen voran die USA. Dort ist die Basisgeldmenge im Jahr 2020 bereits um über 50 Prozent gestiegen. Die EZB liegt bei einem Zuwachs von 40 Prozent. Die SNB hat die Liquidität, die sie dem Finanzsystem zur Verfügung stellt, um 140 Milliarden vergrössert. Das ist eine Zunahme, die mehr als das Dreifache dessen beträgt, was die Schweizer Wirtschaft vor der Finanzkrise als Basisgeldmenge zur Verfügung hatte.

Inflation und Verschuldung sind Vertrauenssache. Das geht gut, solange es gut geht. Die objektiven Grundlagen für eine drastische Geldentwertung haben wir in diesem Jahr gelegt. Alle dafür uns Ökonomen bekannten notwendigen Voraussetzungen sind erfüllt. Die wirtschaftliche Lage ist so ernst wie nie zuvor. Ein einfaches «Wir können uns das leisten» wird der Lage nicht mehr gerecht.

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