Es ist ein kleiner Schritt, aber er ist von historischer Bedeutung: Diese Woche hat die japanische Zentralbank zum ersten Mal seit siebzehn Jahren die Zinsen erhöht. Jetzt zahlen auch die japanischen Banken für Notenbank-Liquidität wieder einen kleinen Zins zwischen null und 0,1 Prozent – nach acht Jahren Negativzinsen.

Bei der Einführung der Negativzinsen waren zwar die Europäische Zentralbank und die SNB die Vorreiterinnen, jedes andere geldpolitische Tabu hat aber die Bank of Japan gebrochen – und den Weg geebnet für die anderen.

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Sie hatte bereits 2001 mit Anleihenkäufen experimentiert, als im Westen noch nie jemand von dieser unkonventionellen Politik der quantitativen Lockerung gehört hatte. Heute zählt Quantitative Easing (QE) zum typischen Instrumentenkasten einer Notenbank.

Schon 2010 kaufte sie zur Stimulierung der Nachfrage zum ersten Mal Aktien-ETF. 2016 erfand sie die sogenannte Zinskurvenkontrolle. Seither steuert sie direkt auch die Renditen der Staatsanleihen – und nicht mehr nur die kurzfristigen Geldmarktzinsen. Beide Tools haben jedoch im Unterschied zu QE zum Glück aber nicht Schule gemacht.

Pandemie und Krieg machten Deflation den Garaus

Dass selbst Japan die Geldpolitik normalisieren kann, zeigt, wie fundamental sich die weltweite Makrolage in den letzten Jahren geändert hat. Zwei Jahrzehnte lang hat Japan alles versucht, um die «Eiszeit» hinter sich zu lassen. Damit gemeint ist die chronische Unterkühlung, in der sich die japanische Wirtschaft seit dem Platzen der Immobilienblase zu Beginn der 1990er-Jahre befand. Sie war gekennzeichnet durch eine wirtschaftliche Stagnation, allgemein sinkende Preise und trotz steigender Staatsverschuldung immer tiefere Zinsen.

Selbst die kühnsten Offensiven wie die Abenomics von Ex-Premier Shinzo Abe vermochten das Ruder nicht herumzureissen.

Es brauchte eine Pandemie und einen Krieg, um auch in Japan der Deflation den Garaus zu machen. Auf einmal steigen auch in Japan die Preise und die Löhne, und der im Ruf einer harten Währung stehende Yen hat mehr Wert verloren, als manch einem lieb ist. 

Die Normalisierung der japanischen Geldpolitik ist eine gute Nachricht für den Rest der Welt. Die japanischen Verhältnisse, vor denen sich Europa manchmal wegen ähnlicher Probleme fürchtet, sehen nun nicht mehr so schlimm aus. 

Allerdings ist Japan mit der Abkehr vom Negativzins noch lange kein normales Land. Die Zentralbank kauft immer noch Staatsanleihen in Hülle und Fülle, und die Zinsen werden laut Experten kaum über 1 Prozent steigen. Zu gross ist der Sparüberhang einer komplett überalterten Bevölkerung. Daran wird sich so schnell nichts ändern.