Endlich mal gute Nachrichten: Der europäische Gaspreis ist am Mittwoch auf den niedrigsten Stand seit November 2021 gefallen. Begünstigt durch die milde Witterung setzen die Gaspreise ihre jüngste Talfahrt fort.

Am Mittwoch wurde der Terminkontrakt TTF für die Lieferung von niederländischem Erdgas in einem Monat zeitweise nur noch zu 64,22 Euro je Megawattstunde (MWh) gehandelt. Das sind rund 11 Prozent weniger als am Vortag.

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«Wenn das so weitergeht, können wir alle Notfallmassnahmen – Preisobergrenzen, Windfall-Gewinnsteuern, Einnahmenobergrenzen, Preisnachlässe, Steuerbefreiungen, Rettungspakete, Liquiditätskredite – ziemlich bald abschaffen», kommentiert der Energieökonom Lion Hirth, Professor an der Hertie School in Berlin und Geschäftsführer des energiewirtschaftlichen Beratungsunternehmens Neo, auf Twitter.

Anfang Dezember hatte der Preis noch zeitweise bei 159 Euro je MWh gelegen. Das Rekordhoch war im vergangenen Sommer bei 345 Euro je MWh erreicht worden. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis ausgelöst.

Warum ist der Gaspreis jetzt so niedrig?

Ein wesentlicher Grund für den fallenden Gaspreis bleiben die nach wie vor vergleichsweise milden Wintertemperaturen in Europa, die den Verbrauch dämpfen. Dank des zuletzt milden Winters wird in Deutschland weiter Erdgas eingespeichert. Begünstigt wird die Entwicklung auch durch die hohe Verfügbarkeit von Windenergie, sodass weniger Erdgas verstromt werden muss.

Zudem haben einige industrielle Verbraucher in Europa die Produktion gesenkt oder eingestellt, weil sie keine hohen Preise zahlen wollten, während Schwellenländer wie Pakistan und Bangladesch den Import von LNG eingestellt haben, weil sie es sich nicht mehr leisten konnten.

Händler rechnen damit, dass zudem der Corona-Ausbruch in China die Gasnachfrage dort für die nächsten Monate niedrig hält.

Europa kommt nicht einfach ohne Russlands Gas klar

Laut jüngsten Daten des europäischen Speicherverbandes GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern am 2. Januar 90,64 Prozent. Die Gasreserven sind damit den 13. Tag in Folge gestiegen, nachdem sie zuvor über mehrere Wochen gesunken waren.

Allerdings ist Europa damit nicht zwangsläufig über den Berg. «Es stimmt nicht, dass Europa einfach ohne das Gas aus Russland klarkommt», sagte der Energieberater Andreas Tresch im September der «Handelszeitung», als die Preise angesichts spätsommerlicher Temperaturen und grosser LNG-Lieferungen schonmal massiv fielen.

Mit Blick auf energieintensive Unternehmen in Europa und ganz besonders in Deutschland rechnen Expertinnen und Experten nicht mit einer langfristigen Entspannung. Als grösstere Herausforderung gilt der Winter 23/24. Europa rechnet neben weiter sinkenden Lieferungen aus Russland auch mit potenziellen Engpässen bei verflüssigtem Erdgas – insbesondere, weil die Nachfrage aus China wieder steigen könnte.

Mit Material von AWP und Bloomberg

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