Polen hat an der EM bisher gut mitgehalten und selbst den Weltmeistern aus Deutschland ein 0:0 abgetrotzt. Nach vorne lief allerdings noch zu wenig, genau so wie bei den Schweizern. Die Ausgangslage vor den Achtelfinals könnte spannender nicht sein – doch viele Tore sind nicht zu erwarten.
In unserem Wirtschaftsvergleich der beiden EM-Gegner sind Tore garantiert. Die Schweiz ist klar zu favorisieren. Und doch können wir den Ansprüchen nicht in allen Bereichen gerecht werden. Hier kommt der Ländervergleich anhand von acht ausgewählten Kriterien.
Bruttoinlandprodukt pro Kopf
Polen gehört zu den aufstrebenden Volkswirtschaften der EU. Im IWF-Ranking 2015 kommen die Polen mit einem Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf von etwa 12'000 Franken auf den weltweit 54. Platz. Das ist ein Bruchteil des Schweizer Pro-Kopf-BIP (etwa 80'000 Franken) und auch schlechter als einige andere EU-Osterweiterungsländer, zum Beispiel Tschechien oder Slowenien.
Fazit: Tor zum 1:0 für die Schweiz
Wirtschaftswachstum
Die polnische Wirtschaft ist 2015 um kernige 3,6 Prozent gewachsen. 2016 wird zum dritten Mal in Folge ein Wachstum von über 3 Prozent angepeilt. Auch durch die Finanzkrise kam das Land ohne grössere Probleme. Ob es weiter so stetig aufwärts geht, ist aber unklar. Die neue rechtskonservative Regierung ist wirtschaftlich weniger beschlagen als die liberalen Vorgänger. Weil die Schweizer Wirtschaft infolge des Frankenschocks 2015 nur 0,9 Prozent zulegte, geht der Punkt dennoch an Polen.
Fazit: Tor zum 1:1 für Polen
Wirtschaftliche Ungleichheit
Geht man nach dem international anerkannten Gini-Koeffizienten, steht die Schweiz besser da als Polen. Das zeigt ein Vergleich der Weltbank aus dem Jahr 2012. Auch das World-Factbook der CIA sieht die Schweiz in Sachen wirtschaftlicher Ungleichheit vorne. Im ehemaligen Ostblockstaat gibt es immer noch viel Armut und die Lebensverhältnisse sind oft prekär.
Fazit: Tor zum 2:1 für die Schweiz
Demografie
In den Ländern Mitteleuropas ist die Überalterung ein Problem. In Polen dagegen ist das Phänomen noch weit weniger ausgeprägt. Rund 15 Prozent der Einwohner sind älter als 65 Jahre (Schweiz gut 17 Prozent). Das Medianalter 2014 bei knapp 40 Jahren, über zwei Jahre jünger als in der Schweiz.
Fazit: Tor zum 2:2 für Polen
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit in Polen ist moderat. Im April 2016 lag sie bei gut 6 Prozent. Beunruhigend ist indes die Jugendarbeitslosigkeit von über 17 Prozent (Stand: April 2016). Die Schweiz kämpft zwar mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit infolge der Frankenstärke. Trotzdem reicht es zum klaren Sieg in dieser Kategorie. Das Seco gab im Mai die – leicht anders berechnete – Schweizer Arbeitslosenquote mit 3,3 Prozent an.
Fazit: Tor zum 3:2 für die Schweiz
Happiness
Der World Happiness Report der Uno misst anhand von wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, wie glücklich die Bevölkerung eines Landes sein kann. Dass Polen aber nur auf dem 57. Platz landet, ist eine negative Überraschung. Ein wichtiger Grund zur Unzufriedenheit ist dabei die Korruption. Die Schweiz muss sich in diesem Ranking aber ohnehin keine Sorgen machen. Nur Dänemark ist im diesjährigen Bericht besser klassiert – und die Dänen sind an der Euro nicht dabei.
Fazit: Tor zum 4:2 für die Schweiz
Internetnutzer
In Polen nutzten Ende 2014 etwa 67,5 Prozent der Bevölkerung das Internet. In der Schweiz gingen zur gleichen Zeit über 87 Prozent online. Die Schweiz lag damit klar vorne. Trotzdem liest sich die Zahl von 25,7 Millionen polnischen Internetnutzern nicht schlecht. Und inzwischen dürften noch mehr Einwohner Zugang zum World Wide Web haben.
Fazit: Tor zum 5:2 für die Schweiz
Marktwert der Fussballspieler
Laut Transfermarkt ist die Sache recht knapp. Das Schweizer EM-Kader ist 175 Millionen Euro wert. Die 23 EM-Spieler der Polen würden dagegen 193 Millionen Euro kosten. Teuerster Spieler ist Robert Lewandowski von Bayern München. Der Stürmerstar ist 75 Millionen Euro wert – und macht so (finanziell) alleine den Unterschied zwischen den zwei Nationen aus.
Fazit: Tor für Polen – Endstand: 5:3 für die Schweiz
Nach unserem Vergleich müsste die Schweiz heute gewinnen. Der letzte Vergleich der beiden Länder auf dem Fussballplatz endete indes 2:2 Unentschieden. Das Testspiel im Jahr 2014 war aber aus Schweizer Sicht eine der besten Partien in der Ära Petković.
Im Head-to-Head sieht es für die Schweiz ganz düster aus. In zehn Spielen konnte die Nati nur einmal gewinnen – und dies vor über 40 Jahren. Dem stehen fünf Unentschieden und vier Niederlagen gegenüber. Höchste Zeit diese Statistik zu korrigieren.