Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte nach Einschätzung von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau bis Ende des Jahres ein Zinsniveau erreichen, mit dem die Wirtschaft weder gebremst noch angeschoben wird. Notenbanker sprechen in diesem Zusammenhang von dem sogenannten «neutralen Zins».
Dieser Satz liege für die Euro-Zone geschätzt bei unter oder nahe zwei Prozent, sagte Villeroy am Mittwoch vor dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington laut Redetext. «Und wir könnten bis Ende des Jahres dort sein», fügte er hinzu. «Bis dahin müssen wir auf jeden Fall entschlossen, aber geordnet handeln.»
So vorzugehen sei eine Normalisierung der Geldpolitik, sagte Villeroy. Lediglich oberhalb des neutralen Zinses würde eine Straffung der Geldpolitik beginnen, falls das erforderlich sei.
Der EZB-Chefökonom Philip Lane hatte heute bereits signalisiert, dass nach der deutlichen letzten Zinserhöhung nun eher kleinere Schritte folgen würden.
Die EZB hatte im Kampf gegen die ausufernde Inflation im Juli die Zinswende eingeleitet und dabei die Schlüsselsätze erstmals seit 2011 nach oben gesetzt. Die Leitzinsen wurden um 0,50 Prozentpunkte angehoben. Bei ihrem zweiten Zinsschritt am vergangenen Donnerstag legten die Währungshüter noch deutlicher nach. Die Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte war die bislang stärkste Zinsanhebung seit Einführung des Euro-Bargelds 2002. Damit liegt der Leitzins inzwischen bei 1,25 Prozent und der sogenannte Einlagensatz bei 0,75 Prozent.
(Reuters/Ink)