Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt ein Zeichen: Am Donnerstag hat das Gremium um EZB-Präsidentin Christine Lagarde (69) den Leitzins um 25 Basispunkte gesenkt. Neu liegt der richtungsweisende Einlagenzins, den Banken auf ihr bei der Notenbank geparktes Geld erhalten, bei 2,25 Prozent. Es bereits die sechste Zinssenkung in Folge seit Juni 2024.

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Im Vorfeld des EZB-Entscheids tendierten die meisten Analysten zu diesem Zinsschritt nach unten. Dabei hatten sich die europäischen Währungshüter an der letzten Sitzung im März eher zurückhaltend gezeigt. Seither hat sich der Fokus aber stark auf den eskalierenden Handelskrieg der USA verlegt. Insbesondere mit seinen hohen Strafzöllen, die Donald Trump Anfang April an seinem «Liberation Day» verkündete, erwischte der US-Präsident grosse Teile der Weltwirtschaft auf dem falschen Fuss. Zwar hat er die Zölle mittlerweile für 90 Tage ausgesetzt, dafür überbieten sich China und die USA gegenseitig mit noch höheren Importabgaben.

EZB-Rat vor dem Entscheid uneinig

Im EZB-Rat gab es vor der Zinssitzung keinen vollständigen Konsens über den richtigen Kurs. So befürchteten einige, dass die Zölle einen Anstieg der Teuerung auslösen könnte, wodurch die EZB die verfrühte Lockerung möglicherweise bereuen würde. Derweil hat sich die Inflation in der Euro-Zone aber weiter abgeschwächt. Im März sank die Inflationsrate auf 2,2 Prozent – nach 2,3 Prozent im Februar. Damit ist das angestrebte Zielband zwischen 0 und 2 Prozent in Sichtnähe.

Durchgesetzt haben sich nun jene Stimmen, die für ein Signal an die Wirtschaft plädiert haben. Mit den tieferen Zinsen soll die Wirtschaftskraft in Schwung gehalten werden. Mit seinem Zollkrieg hat Trump für viel Unsicherheit gesorgt, die auf die Stimmung der Anleger und Unternehmen drückt. Dieser Vertrauensverlust hat zu aufgeschobenen Investitionen und geringeren Ausgaben geführt, die das BIP-Wachstum weiter zu bremsen drohen.

Insbesondere Deutschland kann einen Impuls gut gebrauchen. Der Wirtschaftsmotor der EU stottert schon länger. Führende Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren auch für dieses Jahr eine Rezession in der grössten Volkswirtschaft Europas. Es wäre für Deutschland bereits das dritte Jahr in Folge mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung. Jetzt gibt die EZB etwas Schützenhilfe.