Das Symposium der US-Notenbank in Jackson Hole ist angelaufen. Bei dem jährlichen Treffen, das auf Einladung der Kansas-City-Fed im US-Bundesstaat Wyoming stattfindet, richtet sich die Aufmerksamkeit besonders auf die Rede von Fed-Chef Jerome Powell, die am Freitag um 16 Uhr Schweizer Zeit über die Bühne ging.
Powells Ausführungen wurden per Livestream aus der Lodge im Grand Teton National Park in Wyoming übertragen. Der Vorsitzende der Fed versprach, dass die Zentralbank ihre Instrumente «energisch einsetzen» werde, um die Inflation zu bekämpfen, die immer noch in der Nähe des höchsten Standes seit mehr als 40 Jahren liege.
In seiner jährlichen Grundsatzrede in Jackson Hole fügte Powell hinzu, dass die höheren Zinssätze wahrscheinlich «für einige Zeit» bestehen bleiben würden. Die historische Entwicklung warne eindringlich vor einer verfrühten Lockerung der Politik.
Seine Rede ist damit ein Bekenntnis zur Eindämmung der Inflation und zur Wahrung der Preisstabilität. Er warnt davor, dass die Zinspolitik der US-Wirtschaft «einige Schmerzen» bereiten wird. Die Wiederherstellung der Preisstabilität werde für «einige Zeit» eine restriktive Geldpolitik nötig machen.
Die Äusserungen gelten als Signal, dass die Federal Reserve ihren Zinserhöhungskurs eisern fortsetzen wird und Lockerungen auf absehbare Zeit nicht in Frage kommen. Wie hoch der nächste Zinsschritt ausfallen wird, bleibt vorerst offen. Powell sagte, dies hänge von der Datenlage ab, womit insbesondere die Inflations- und Arbeitsmarktdaten gemeint sein dürften.
Irgendwann werde es auf dem Weg der Zinserhöhungen allerdings angebracht sein, das Tempo zu verlangsamen. Wann dieser Punkt gekommen sein wird, liess er offen. In einer ersten Reaktion auf die Rede verloren alle US-Börsen. Der Dow Jones sackte ab. Auch der S&P 500 und der Nasdaq gaben nach. Anleger warfen in Erwartung grosser Zinsschritte Anleihen aus den Depots. Und in der Schweiz fiel der Leitindex SMI auf ein Tagestief. Er musste die Marke von 11'000 Punkten preisgeben. Er beendete den Handel mit einem Minus von über 1 Prozent.
«Pace of Hiking»
Die Chefin der Kansas City Fed, Esther George, scherzte im Vorfeld, die Konferenzteilnehmer sollten beim Wandern im umliegenden Park auf ihre Geschwindigkeit achten. «Beachten Sie vor allem das Wandertempo («Pace of Hiking») auf den Wegen. Einige Wanderer bewegen sich langsam und andere zügig.»
Es handelt sich dabei um ein Wortspiel. Das englische Wort für «wandern» (to hike) ist identisch mit dem Wort für «anheben». Die Wortkombination «Pace of Hiking» kann also auch auf das Tempo der Zinsanhebung angewendet werden.
George ist zum letzten Mal Gastgeberin des Jackson-Hole-Treffens. Sie tritt aufgrund der Altergrenze von 65 in den Ruhestand. In etwas ernsterem Tonfall sagte sie gestern Donnerstag, nur Stunden vor dem Start des Treffens, dass Zinsen über 4 Prozent durchaus möglich seien.
Jordan ist dabei
An der Konferenz nehmen auch der Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, und der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, teil. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, ist nicht angereist. Dafür nimmt EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel morgen Samstag an einer Diskussionsrunde teil.
Auch der deutsche Bundesbankchef Joachim Nagel und der Chef der französischen Notenbank sind nach Jackson Hole gekommen. Gleiches gilt für den SNB-Präsidenten Thomas Jordan. (ise)
Die Zeichen für eine drastische Eintrübung der Konjunktur häufen sich, das gilt vor allem für Europa und dort vor allem für Deutschland.
Die Entwicklung im nördlichen Nachbarland hat grösste Bedeutung für die Schweiz. Deutschland ist der grösste Handelspartner der Schweiz mit einem Handelsvolumen von mehr als 100 Milliarden Franken jährlich. Aber auch im Rest der Welt stehen die Zeichen wirtschaftlich zunehmend auf Sturm.
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