Die US-Notenbank Fed setzt nach einer Zinswende auf ein Abebben der hohen Inflation im Laufe des Jahres. Zum Nachlassen des Preisdrucks sollen die Linderung der Lieferengpässe und auch die weniger konjunkturstimulierende Geldpolitik beitragen, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der geldpolitischen Sitzung vom 26. Januar hervorgeht.
Die Währungshüter sind sich einig, dass es bald angebracht sein wird, die Zinsen zu erhöhen. Doch dabei wollen sie von Sitzung zu Sitzung über den angemessenen Kurs entscheiden und somit quasi auf Sicht fahren. An den Märkten, die sich auf einen ungewöhnlich grossen Zinsschritt im März eingestellt hatten, machte sich angesichts des ausgewogenen Tons des Protokolls etwas Erleichterung breit. Die US-Börsen grenzten ihre Kursverluste daraufin ein.
Die Wahrscheinlichkeit für einen aggressiven Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt wurde an den Terminmärkten nach Veröffentlichung der Mitschriften auf weniger als 50 Prozent taxiert. Die Fed signalisierte zwar, dass sie die Zinsen in schnellerem Tempo anheben wird als in ihrem letzten Erhöhungszyklus 2015. Doch zugleich betonten die Währungshüter, dass der angemessene Zinspfad von den wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen abhängen werde und auch vom Konjunkturausblick.
Notenbankchef Jerome Powell hat eine Zinswende für März angedeutet und die Finanzmärkte auf weitere Schritte nach oben vorbereitet. Derzeit liegt der Schlüsselsatz noch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent. Doch die Fed gerät angesichts der anziehende Teuerung unter Zugzwang, den Kurs zu straffen. Die Verbraucherpreise sind im Januar mit 7,5 Prozent so kräftig gestiegen wie seit rund 40 Jahren nicht mehr.
Die US-Notenbank will überdies ihre in der Krise auf fast neun Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz eindampfen. Wie aus den Protokollen hervorgeht, will die Fed diese Schrumpfkur angehen, wenn der "Prozess der Zinserhöhungen" begonnen hat.
Manche Experten erwarten, dass die Fed nach den ersten Zinsschritten dann im Juli damit beginnen wird, ihre in der Virus-Krise stark ausgeweitete Bilanz abzuschmelzen. Der Chef des Notenbankbezirks Atlanta, Raphael Bostic, hat bereits zu Jahresbeginn dafür plädiert, pro Monat mindestens 100 Milliarden Dollar abzuschmelzen.
(reuters/gku)