Die US-Notenbank hat die Leitzinsen laut der Chefin der Kansas City Fed noch nicht auf ein Niveau angehoben, das die Konjunktur belastet. Temporär könnte ein Niveau von mehr als 4 Prozent nötig sein, sagte Esther George in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming, im Gespräch mit Bloomberg TV.
«Wir müssen die Zinsen erhöhen, um die Nachfrage zu bremsen und die Inflation wieder auf unser Ziel zu bringen», sagte George in dem Interview, das am Mittwoch aufgezeichnet wurde. «Es ist sehr wichtig, dass wir in unserer Kommunikation deutlich machen, wohin wir wollen.»
Auf die Frage, wie hoch die Fed die Zinsen anheben sollte, sagte George, es gebe «weiteren Handlungsbedarf». Damit trat sie Wetten an den Finanzmärkten entgegen, dass die Zentralbank im nächsten Jahr mit Zinssenkungen beginnen könnte.
Das Zinsniveau könnte «über 4 Prozent hinausgehen», so George, die im Offenmarktausschuss der Fed in diesem Jahr stimmberechtigt ist. «Ich glaube nicht, dass das nicht möglich ist», fügte sie hinzu. Letztlich seien die Daten entscheidend.
Im Fokus des Interesses steht die Jackson-Hole-Rede von Jerome Powell am Freitag. Der Fed-Chef dürfte seine Entschlossenheit bekräftigen, die Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation weiter zu straffen.
Die US-Verbraucherpreise haben in den 12 Monaten bis Juli um 8,5 Prozent zugelegt. Ein von der Fed besonders beachteter Indikator für die Konsumausgaben der Haushalte ist übers Jahr um 6,8 Prozent gestiegen, wie Daten für Juni zeigten.
Am Freitag um 10:00 Uhr Ortszeit (16:00 Uhr Schweizer Zeit) wird Fed-Chef Jerome Powell seine lang erwartete Rede am Notenbankertreffen in Jackson Hole halten. Sie wird via Youtube live in die ganze Welt übertragen.
Die Rede markiert den Höhepunkt der zweitägigen Konferenz. Der Inhalt ist noch unbekannt, aber die Wall Street setzte zuletzt darauf, dass Powell etwas Tempo rausnimmt. Und das hat grosses Konfliktpotenzial: Wenn Powell Stärke markiert und eine harte Straffung befürwortet, erwischt er einige Wall-Street-Vertreter auf dem falschen Fuss.
Verfolgen Sie die Rede live hier und lesen Sie alles zum Clash mit der Wall Street hier.
(bloomberg/ise)