Der prominenteste Sohn des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam, ist festgenommen worden. Er sei bei Obari im Süden des Landes gefasst worden, sagte Justizminister Mohammed al-Allagui.

Der libysche Milizkommandant Baschir al-Tlajeb sagte bei einer Medienkonferenz, dass Saif al-Islam zusammen mit zwei Gehilfen in Gewahrsam genommen worden sei. Sie hätten versucht, in das Nachbarland Niger zu fliehen. Gaddafis Sohn sei in die Stadt Sintan im Westen Libyens gebracht worden.

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Das libysche Fernsehen zeigte Saif al-Islam nach seiner Festnahme. In dem nach Angaben des Senders Al Ahrar mit einem Mobiltelefon aufgenommenen Film ist zu sehen, wie der 39-Jährige in Decken gehüllt auf einer Couch liegt. Die Finger seiner rechten Hand sind bandagiert.

Die Bilder wurden als Beweis für die Festnahme des letzten noch im Land flüchtigen Sohns von Muammar al-Gaddafi verbreitet. Bereits vor Wochen hatten libysche Medien fälschlicherweise die Festnahme oder auch den Tod Saif al-Islams gemeldet.

Die Nachricht von der Ergreifung des Gaddafi-Sohnes wurde in ganz Libyen mit Hupkonzerten und Freudenschüssen gefeiert. Bei dessen Ankunft in Sintan versuchten einige Menschen, das Flugzeug zu stürmen.

Internationaler Strafgerichtshof hat noch keine Bestätigung

Wegen des Vorwurfs der Verbrechen gegen die Menschlichkeit hatte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag Ende Juni einen Haftbefehl gegen ihn ausgestellt. Er soll eine Schlüsselrolle beim gewaltsamen Vorgehen gegen die Protestbewegung gegen seinen Vater gespielt haben.

Der Chefankläger des Strafgerichtshofs, Luis Moreno-Ocampo, erklärte, er werde in Kürze nach Libyen reisen. Dann werde er die nächsten Schritte klären. Wichtig sei vor allem, dass der Gaddafi-Sohn vor Gericht gestellt werde. «Wo und wie, darüber werden wir reden.»

Die Europäische Union drängte die libysche Übergangsregierung ebenfalls dazu, für eine Prozess in voller Kooperation mit dem Strafgerichtshof zu sorgen. Die Nato zeigte sich zuversichtlich, dass Libyen zusammen mit dem Strafgerichtshof für ein gerechtes Verfahren sorgen kann.

Verfahren als Test

Das Verfahren gilt als Test für eine neue Regierung in Libyen. Der Tod  Muammar al- Gaddafis in den Händen der Rebellen hatte die Übergangsregierung international in Bedrängnis gebracht. Gaddafi war am 20. Oktober, zwei Monate nach der Eroberung der Hauptstadt Tripolis getötet worden. Die genauen Todesumstände sind bis heute nicht vollständig geklärt.

In einer ersten Stellungnahme sagte Libyens Justizminister Al-Alaki, dass sich Saif al-Islam in Libyen vor Gericht verantworten müsse. «Wir haben Vertrauen in die libysche Justiz, und es gibt Garantien für ein faires und unvoreingenommenes Verfahren», sagt er den libyschen Medien.

Der 1972 geborene Seif al-Islam ist der zweitälteste Sohn Gaddafis. Er hatte lange Zeit als das liberale Gesicht des Despotenclans gegolten - smart, eloquent, weltmännisch. Nach dem Umsturz in Libyen trat er aber als Scharfmacher ins Rampenlicht.

Seine letzten grossen Auftritt hatte er Ende August, als er kurz nach der Eroberung von Tripolis durch die Rebellen mitten in der Nacht vor einem internationalen Hotel auftauchte und vor Journalisten den Sieg des Gaddafi-Regimes verkündete.

(tno/sda)