In der Schweiz werden schon Stossgebete zum Himmel gesendet, dass es vor dem Winter entlang des Rhein endlich wieder regnen möge. Nach einer Dürreperiode ist der Wasserstand des Flusses so niedrig, dass auf diesem Weg kaum Heizöl in die Eidgenossenschaft gebracht werden kann. Ab nächstem Jahr steht zudem eine Steuererhöhung für Heizöl an, durch die die aktuelle Nachfrage nur noch akuter wird.
Im deutschen Kaub ist der Wasserstand derzeit so niedrig wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr, wodurch die Tanker mit ihrer Ladung in den Niederlanden und in Belgien feststecken. Dort wiederum sind die Lagerbestände aufgrund des weltweiten Überangebots bereits auf einem saisonalen Hoch.
Rheinschiffer müssen Kunden enttäuschen
Um dennoch fahren zu können, müssen die Tanker auf einen Teil ihrer Ladung verzichten und können so weniger liefern. Jaegers Shipping in Rotterdam, Betreiber von 115 Frachtschiffen, hat seine Kunden bereits gewarnt, dass wegen des Rhein-Pegels einige vertraglich festgelegte Volumina nicht eingehalten werden können.
«Wir können nur jeden Abend in die Kirche gehen und eine Kerze in der Hoffnung anzünden, dass es etwas Regen geben wird», sagt Joachim Hessler, Geschäftsführer der Maintank Schiffahrtsgesellschaft, deren Schiffskapazitäten derzeit nur zu einem Drittel gefüllt werden können. «Wir kommen an den Punkt an, wo einige Schiffe nicht mehr auf dem Rhein fahren können, weil der Tiefgang zu stark ist und die Wasserpegel nicht ausreichen.»
Seit August sinken die Lieferungen
Der Basler Terminal-Betreiber Port of Switzerland, über den etwa ein Drittel der Schweizer Brennstoff-Importe läuft, verzeichnet seit August rückläufige Lieferzahlen. Allein im September sackten die Lieferungen von Rohöl und Ölprodukten um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ab. Die Schweiz zapft sogar schon ihre Notfallreserven wegen des Engpasses an.
Gleichzeitig steigt potenziell die Nachfrage nach Heizöl in der Schweiz vor Einführung einer im nächsten Jahr in Kraft tretenden Steuer, sagt Simon Oberbeck, ein Sprecher von Port of Switzerland. Die von Importeuren und Raffinerien zu zahlende Steuer wird am 1. Januar um 40 Prozent auf 84 Franken je Tonne CO2 steigen, erklärt die Steuerbehörde.
CO-Steuer kommt ab Januar
«Die Touristen hassen den Regen, wir aber lieben ihn und beten darum», sagt Oberbeck. «Vor dem Winter wollen Kunden, dass die Lager gefüllt sind, aber das hängt vom Regen ab. Die höhere Heizöl-Steuer ab Januar wird zu einem grossen Teil den Lieferverkehr in den nächsten Wochen bis Ende Dezember bestimmen.»
Die Kosten für die Lieferung von Heizöl und Benzin per Tanker auf dem Rhein ab dem Öl-Handelsdrehscheibe Amsterdam- Rotterdam-Antwerpen sind seit Mitte des Jahres gestiegen. Denn wegen des sinkenden Wasserstandes konnte immer weniger Brennstoff auf diesem Weg befördert werden. In Deutschland sind die Regenfälle seit neun Monaten unter dem Durchschnitt, sodass die Pegel bald ein kritisches Niveau für Frachtschiffe erreicht haben könnten, geht aus Daten der Analysefirma Petromatrix hervor.
(Bloomberg/mbü)