Wenn heute von Inflation die Rede ist, wird meist über die hohen Energiepreise gesprochen. Wenig Beachtung findet hingegen, dass auch wichtige Grundnahrungsmittel viel teurer geworden sind. Und dass dieser Preisschub für die Ärmsten in dieser Welt eine Katastrophe ist. In reichen Ländern spielt es keine grosse Rolle, wenn der Einkauf im Supermarkt um einige Rappen oder Cents teurer wird.
Letztes Jahr sind die Weltmarktpreise für Lebensmittel um 28 Prozent gestiegen, wie die Welternährungsorganisation (FAO) meldet - die Preise sind somit so hoch wie seit 2011 nicht mehr.
Damals wogten verschiedene Unruhen durch den arabischen Raum, in Tunesien, Ägypten oder Libyen kamen die Regimes gar zu Fall. Vermutlich trugen die hohen Lebensmittelpreise zu dieser Serie von Protesten und Aufständen bei. Diesen Schluss lässt eine Studie des Internationalen Währungsfonds zu: Sie zeigte einen Zusammenhang auf zwischen der Inflation der Lebensmittelpreise und regierungsfeindlichen Protesten. Die These ist somit gewagt: Die aktuellen hohen Preise bergen Gärstoff für neue soziale Konflikte weltweit.
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Die Weltmarktpreise für Lebensmittel sind nach Angaben der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr um 28 Prozent gestiegen. Der Preisindex, der die global am meisten gehandelten Nahrungsmittel abbildet, erreichte mit im Schnitt 125,7 Punkten den höchsten Stand seit 2011, wie die zur UN gehörende Welternährungsorganisation FAO am Donnerstag mitteilte. Gründe dafür seien Ernteeinbussen, teure Düngemittel und eine insgesamt hohe Nachfrage.
«Die hohen Betriebskosten, die anhaltende globale Pandemie und die immer unsicherer werdenden klimatischen Bedingungen lassen wenig Raum für Optimismus, dass die Marktbedingungen selbst im Jahr 2022 wieder stabiler werden», sagte FAO-Chefökonom Abdolreza Abbassian. Die höheren Preise treffen vor allem die ärmere Bevölkerung in Ländern, die auf Einfuhren angewiesen sind.
Im Dezember hat der Preisdruck etwas nachgelassen. Ein Grund dafür sei die geringere Nachfrage. Auch die Weizenernten in der südlichen Hemisphäre trugen zur leichten Entspannung bei. Zu Beginn des Jahres 2022 schwankten die Preise für Getreide an den Handelsbörsen. Die Märkte für Ölsaaten etwa wurden durch eine Dürre in Südamerika und Überschwemmungen in Malaysia aufgeschreckt. Die Milchpreise blieben zuletzt hoch, was die FAO auf eine geringere Produktion in Westeuropa und Ozeanien zurückführt.
(reuters/mbü)