Im zweiten Quartal erlitt das BIP der Schweiz den stärksten Rückgang, seit der Bund 1980 begann, das Wachstum in Quartalszahlen zu messen: minus 8,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Verglichen mit der Situation vor der Corona-Krise im letzten Quartal 2019 brach das BIP in der ersten Jahreshälfte 2020 kumuliert um über 10 Prozent ein.
Diese Zahlen wurden heute vom Wirtschafts-Staatssekretariat veröffentlicht: Das Seco spricht dabei von einem «historischen Einbruch».
Besser als die Euro-Zone
Dieser Einbruch war wegen der Lockdown-Einschränkungen und der scharf abgebremsten Weltwirtschaft erwartet worden. In einer Ökonomen-Umfrage von «Bloomberg» wurden durchschnittlich –9 Prozent prognostiziert, bei einer Bandbreite zwischen –6 und –12 Prozent.
Die Branchenstruktur der hiesigen Wirtschaft habe aber dazu beigetragen, dass der Rückgang im internationalen Vergleich verhältnismässig glimpflich ausfiel. Deutschland meldete beispielsweise fürs zweite Quartal einen Rückschlag von gut 10 Prozent, Österreich knapp 11 Prozent, Italien gut 12 Prozent und Frankreich fast 14 Prozent.
Im Euroraum konnten sich lediglich Lettland und Litauen der Misere besser entziehen als die Schweiz.
Zur helvetischen Stabilisierung trug erneut die Pharmabranche bei, die ihre Umsätze sogar steigern konnte. Insgesamt ergab sich beim verarbeitenden Gewerbe ein Minus von 9 Prozent. Insbesondere konjunktursensitive Industriebereiche – Maschinen, Metalle, Präzisionsinstrumente, Uhren – mussten stark einstecken.
Die Warenexporte gingen entsprechend stark zurück: um 9,4 Prozent.
Der Dienstleistungssektor war von April bis Juni am stärksten von Corona-Massnahmen betroffen. Doch selbst hier habe sich die Schweizer Branchenstruktur im internationalen Vergleich als stabilisierend erwiesen, schreiben die Seco-Ökonomen. Im Gastgewerbe (–54 Prozent) wie im Transport- und Kommunikationssektor (–22 Prozent) ging die Wertschöpfung massiv zurück – aber weniger als in den meisten Nachbarländern.
Auch habe der Handel (–3,6 Prozent) einen vergleichsweise glimpflichen Rückgang der Wertschöpfung verspürt. Denn der Transithandel konnte weiter wachsen. Und der Detailhandel konnte einen Teil der Ausfälle bei den Gastronomiebetriebe und durch Reisebeschränkungen bei sich verbuchen.
Einen kräftigen Rückgang registrierten indes der Gesundheitssektor und die unternehmensnahen Dienstleistungen (jeweils –8,6 Prozent). Entsprechend gingen auch die Dienstleistungsexporte (–15,9 %) stark zurück.
Die Zahl für das erste Quartal wurde leicht auf minus 2,5 Prozent (von minus 2,6 Prozent) revidiert.
(awp/tdr/rap)