Allzu viel dürfte sich im laufenden Jahr am Schweizer Wohnimmobilienmarkt nicht verändern. Etwas anders gestaltet sich die Lage dagegen bei den Geschäftsflächen.
Für Büros bleibt die individuelle Lage entscheidend, eine klare Prognose ist schwierig. Dagegen dürften Verkaufsflächen fast überall klar zu den Verlierern zählen, schreibt die Credit Suisse in der am Dienstag veröffentlichten Studie «Schweizer Immobilienmarkt 2021». Derweil könnten Logistikflächen Wohneigentum als begehrte Anlage gar den Rang ablaufen.
Logistikflächen - das Immobiliensegment der Stunde
Im selben Ausmass, wie Retailflächen an Bedeutung einbüssen, würden Logistikflächen wichtiger, schreibt die Bank. Logistikdienstleistungen seien in einer Welt, in der alles sofort online bestellt werden kann, für Hersteller und Detailhändler zu einem Schlüsselfaktor geworden. Diese Entwicklung sei durch die Corona-Pandemie beschleunigt worden.
Der Logistikflächenbedarf werde immer daher grösser. Aber es fehle an modernen Lagerflächen sowie Distributions- und Umschlagszentren. Zudem seien viele Bestandsobjekte überaltert. Auch stiessen Neuentwicklungen vielerorts auf Widerstand und kämen nur langsam voran.
Da geeignete Grundstücke rar seien, stiegen die Preise. Allerdings zeigten die Mietpreise in der Schweiz - anders als im Ausland - erst ansatzweise nach oben. «Die Knappheit des Angebots und die guten längerfristigen Nachfrageaussichten machen Logistikimmobilien zu einer interessanten Diversifikationsmöglichkeit für Anleger», schreibt die Bank. Zudem sei die Korrelationen mit anderen Immobiliensegmenten gering.
Lage bleibt entscheidend
Bei den Geschäftsflächen ist die Nachfrage im Bürobereich tief, da die Unternehmen zuwarten, inwiefern sie mittels Homeoffice langfristig Büroflächen einsparen könnten.
Aktuell werde der Stellenwert zentraler Büroarbeitsplätze aber eher unterschätzt, schreibt die CS. Dennoch erwarten die Ökonomen für die nächsten Jahre wieder ein zunehmendes Überangebot und steigende Leerstände sowie sinkende Mieten.
Dem Trend dürften sich einzig erstklassige Lagen und die Innenstädte entziehen können. Das Gefälle zwischen den Zentren und den Rändern der Büromärkte dürfte sich somit in den nächsten Jahren weiter akzentuieren.
Der Onlinehandel ist ein Gewinner der Krise
Im Detailhandel schaffe Covid-19 klare Sieger und Verlierer. Zu den Gewinnern gehörten nebst dem Lebensmittelhandel, der von geschlossenen Restaurants und Kantinen profitiere, vor allem die Onlineanbieter.
Dagegen litten insbesondere kleinere Fachdetailhändler unter den ausbleibenden Kundenfrequenzen. Ein Grossteil der in den Onlinekanal abgewanderten Umsätze könnten für den stationären Handel für immer verloren sein.
Damit dürfte im Verkaufsflächenmarkt der Prozess der sogenannten «Gesundschrumpfung» die nächsten Quartale noch stärker spürbar werden.
Wohneigentum gesucht
Wohneigentum bleibt nicht zuletzt wegen der tiefen Zinsen und der Sorge vor einer Überwälzung von Negativzinsen stark gesucht. Zudem habe die Pandemie die Wohnung zum absoluten Lebensmittelpunkt gemacht. Doch das Angebot ist und bleibt knapp. Die Produktion von Wohneigentum nehme seit Jahren ab und eine Trendwende sei nicht in Sicht.
Dadurch stiegen die Preise in Jahresfrist von einem schon sehr hohem Niveau aus nochmals um mehr als 5 Prozent. Daher könnten sich immer weniger Haushalte ihren Traum vom «Hüsli» erfüllen. Davon profitiere aber umgekehrt natürlich die Mietwohnungsnachfrage.
(awp/mbü)