Wohin man auch schaut: Die Inflation befindet sich auf dem Rückzug. In den USA ist nach dem Anstieg im September die Jahresinflationsrate im Oktober überraschend von 3,7 auf 3,2 Prozent gefallen. 

Auch die Kernrate der Inflation ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise geht seit Ende 2022 kontinuierlich zurück und liegt unterdessen bei 4 Prozent.

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Jubelstimmung an den Finanzmärkten

Die sinkende Inflation gibt der US-Notenbank Fed mehr Spielraum bei der Geldpolitik. Da das Ziel von 2 Prozent in Griffnähe scheint, spricht immer weniger dafür, die Zügel noch weiter zu straffen. Seit März 2022 hat die Fed schon elf Mal den Leitzins angehoben, um Kredite und Investitionen teurer zu machen und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu bremsen.

Nun spekulieren Investorinnen und Investoren bereits wieder auf Leitzinssenkungen. Schon im Mai soll es in den USA gemäss den Preisen an den Zins-Terminmärkten so weit sein. Ein zweiter Zinsschritt ist im Juli «eingepreist». 

Die Publikation der Oktober-Inflation diese Woche hat deshalb viel Bewegung in die Finanzmärkte gebracht. Der Dollar ist auf den tiefsten Stand seit August gefallen und ist nur noch 0.888 Franken wert. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen sind nun wieder näher bei 4 als bei 5 Prozent. Die fallenden Anleihezinsen und die Aussicht auf eine günstigere Geldpolitik haben auch den Aktienbörsen geholfen.

Zentralbanken sind vorsichtig

Trotz der disinflationären Signale wollen Fed-Chef Jerome Powell und seine Kolleginnen und Kollegen von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Nationalbank nichts von einem Ende im Kampf gegen die Inflation wissen.

«Zinssenkungen seien kein Thema», sagte Powell an der letzten Pressekonferenz. Die Inflation könne wieder hochspringen, warnte EZB-Vize Luis de Guindos wenige Tage später. Und SNB-Präsident Thomas Jordan beteuerte bei einer Konferenz, dass man nicht zögern werde, bei Bedarf die Geldpolitik nochmals zu straffen.

In der Schweiz stagnierte die Inflation im Oktober bei 1,7 Prozent. Wegen der Mieten und der höheren Strompreise wird im Winter ein Anstieg auf 2 Prozent oder mehr erwartet.

In der Eurozone ist die Inflation im Oktober gemäss vorläufigen Zahlen auf 2,9 Prozent gesunken. Das ist den stark fallenden Energiepreisen zu verdanken, allen voran dem Erdgas, das weniger als halb so viel kostet wie vor einem Jahr. Die Kerninflation liegt noch bedeutend höher bei 5,5 Prozent.