Die Inflation in der Schweiz dürfte laut den Ökonomen der Credit Suisse bereits kommendes Jahr wieder zu Niveaus zurückkehren, die mit Preisstabilität vereinbar sind. Zudem dürfte das Zinsniveau hierzulande auch längerfristig wieder tiefer sein als im Ausland.

Die Inflation habe hierzulande den Höhepunkt wohl bereits überschritten, zeigte sich Claude Maurer, Chefökonom der CS Schweiz, am Dienstag bei der Präsentation des vierteljährlichen «Monitor Schweiz» überzeugt.

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Für das laufende Jahr werde noch eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,9 Prozent resultieren, im kommenden Jahr soll die Teuerung aber bereits wieder auf 1,5 Prozent zurückgehen.

Normalisierung der Lieferketten

Aber auch das «beherzte Eingreifen» der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gegen die Inflation habe zu der günstigen Lage beigetragen, lobte Maurer. Dank dem liberalisiertem Arbeitsmarkt in der Schweiz erwartet er im kommenden Jahr auch keine grösseren «Zweitrundeneffekte» über weitere Lohnerhöhungen.

Das Wirtschaftswachstum dürfte sich 2023 derweil auch nach Ansicht der CS-Ökonomen verlangsamen, das Risiko einer Rezession bleibe aber weiterhin gering. 2023 dürfte das Schweizer Bruttoinlandprodukt noch 1,0 Prozent betragen nach 2,0 Prozent im laufenden Jahr - getragen vor allem von einem robusten Konsum.

Gestützt wird die Konsumnachfrage auch im kommenden Jahr von einer anhaltend tiefen Arbeitslosigkeit und von einer anhaltend hohen Zuwanderung. So dürften auch 2023 netto wieder rund 70'000 Personen in die Schweiz einwandern nach bereits rund 75'000 im laufenden Jahr - was etwa der Bevölkerung einer Stadt wie St. Gallen entspreche, wie Maurer erinnerte.

Etwas weniger positiv ist der Ausblick für die Schweizer Industrie, welche im kommenden Jahr die Rezession im Euroraum spüren und an Schwung verlieren könnte. Auch die hohen Energiepreise dürften die hiesigen Industrieunternehmen belasten, allerdings in einem geringeren Mass als im Ausland - brauchen sie doch weniger als halb so viel Energie zur Gewinnung ihrer Wertschöpfung als ihre Pendants in Europa.

Zinsbonus bleibt

Die Schweiz profitiert zudem wieder von tieferen Zinsen als im Ausland - was laut den CS-Ökonomen auch weiter Bestand haben dürfte. Der Schweizer «Zinsbonus» hatte während Jahrzehnten Bestand, bröckelte allerdings seit Anfang der 2000er Jahre und verschwand während der Corona-Pandemie gar vollständig, erinnern die CS-Ökonomen.

Haupttreiber für die tieferen Zinsen in der Schweiz als in anderen Währungsräumen sind die Unterschiede in den Inflationserwartungen, wie CS-Experte Maxime Botteron ausführte. So würden Investoren bereits seit einem halben Jahr auf wieder sinkende Inflationsraten in der Schweiz setzen, während die Erwartungen für Deutschland konstant hoch geblieben seien.

(awp/dob)