Seit Ausbruch der Corona-Krise ist es ein gängiges Muster: Die Ökonomen und Marktstrategen veröffentlichen Prognosen – und dann korrigieren sie diese Prognosen wenige Wochen später wieder. Und zwar ist es meist eine Korrektur zum Schlechteren.

Der aktuelle Fall kommt vom Internationalen Währungsfonds IMF. Vor drei Wochen gab die Organisation in Washington bekannt, dass die Weltwirtschaft in die grösste Krise seit 90 Jahren hineinlaufen dürfte. Nun meldet Gita Gopinath, die Chefökonomin des IWF nach: Der «global economic outlook» habe sich inzwischen weiter verschlechtert. Man müsse sich auf weitere und schärfere Turbulenzen gefasst machen.

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«Things can get worse»

Das konkrete Problem jetzt: Die Schwellenländer dürften weitaus mehr Kapital benötigen als die 2,5 Billionen Dollar, mit denen jüngst noch gerechnet worden war. Der IWF, so Gopinath in einem Webcast, werde jetzt schon die 1 Billion Dollar an Stützungsgeldern benötigen, welche insgesamt für diese Länder vorgesehen gewesen sei. 

«Wir wissen, dass diese Krise nicht rasch bewältigt sein wird», so Gopinath. Und weiter: «Things can get worse. Die Gesundheitskrise ist noch nicht gelöst.» Im gleichen Webcast sagte Kenneth Rogoff, Harvard-Ökonom und einer von Gopinaths Vorgänger als IWF-Chefvolkswirt, dass einige Länder in die Zahlungsunfähigkeit geraten dürften – so dass ein Schuldenaufschub kaum noch genügen dürfte. 

«Great Lockdown»

Ein britischer Ökonom bei der UBS, Paul Donovan, wies in seinem Podcast allerdings trocken darauf hin, dass der IWF bislang nicht besonders präzise in den Vorhersagen gewesen sei («especially timely in its forecast») und dass die Märkte diese schwarze Sicht der Dinge in den letzten acht Wochen wohl eingepreist hätten.

Im April hatte der IWF in seinem Basisszenario noch einen weltweiten Rückschlag von 3 Prozent erwartet (für die Eurozone sah man sogar ein Minus von 7,5 Prozent voraus) und dabei das Wort vom «Great Lockdown» ins Spiel gebracht: Es werde «die schlimmste Rezession seit der Grossen Depression und wesentlich schlimmer als die globale Finanzkrise» von 2008 bis 2009.

Bank of England: Einbruch von 30 Prozent im ersten Halbjahr?

Zum Reigen der historischen Rekord-Formulierungen kam gestern auch ein besonderer Beitrag der Bank of England. Für die britische Wirtschaft erwartet die Notenbank einen Einbruch von sage und schreibe 14 Prozent im laufenden Jahr. Vor allem der rasche Rückschlag im ersten Halbjahr dieses Jahres – um fast 30 Prozent – wäre definitiv ein Fall für die Geschichtsbücher: Es wäre die schnellste und tiefste Rezession seit dem «Jahrtausendwinter» des Jahres 1709.

Allerdings: 2021 könnte es dann wieder um 15 Prozent nach oben gehen, so die BofE-Experten in London. Und sowieso: «Die beispiellose Lage bedingt, dass der Ausblick für die britische und auch die Weltwirtschaft ungewöhnlich unsicher ist.»

Womit man wieder beim Ausgangspunkte wäre: Derzeit werden die Prognosen mit hohen Tempo wieder umgeschrieben.

(rap — mit Informationen von «Bloomberg»)

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