Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist optimistischer geworden, dass die Weltwirtschaft sich früher erholt als erwartet. Der Grund: die weltweiten Impfungen gegen das Coronavirus. Doch das Risiko durch neue Covid-Varianten für die Erholung nach der Pandemie sei enorm.
Laut neuesten World Economic Outlook erwartet die Organisation nun, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 5,5 Prozent wachsen wird – ein Anstieg um 0,3 Prozentpunkte gegenüber den Prognosen vom Oktober. Im Jahr 2022 soll das globale Bruttoinlandprodukt (BIP) um 4,2 Prozent wachsen.
«Vieles hängt jetzt vom Ausgang dieses Wettlaufs zwischen einem mutierenden Virus und Impfstoffen ab, um die Pandemie zu beenden, und von der Fähigkeit der Politik, wirksame Unterstützung zu leisten, bis das passiert», schreibt IWF-Chefökonomin Gita Gopinath in einem Blogbeitrag.
Enorme Unsicherheit durch Virus-Mutationen
«Es bleibt eine enorme Unsicherheit und die Aussichten sind in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich.» Denn die Welt hat in den vergangenen Monaten eine steigende Zahl von Covid-19-Infektionen und Todesfällen erlebt, da sich neue Varianten des Virus schnell verbreitet haben.
Da diese als infektiöser und potenziell tödlicher als das ursprüngliche Coronavirus gelten, haben viele Länder die Restriktionen verschärft – zum Leidwesen der Wirtschaft.
So hat der IWF etwa seine BIP-Prognose für die Eurozone um 1 Prozentpunkt gesenkt – darunter Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Für die von der Pandemie schwer getroffene Region wird nun ein Wachstum von 4,2 Prozent in diesem Jahr erwartet.
Bereits im letzten Quartal 2020 verlangsamte sich die wirtschaftliche Aktivität. Der IWF rechnet damit, dass sich dies in der ersten Jahreshälfte fortsetzt. Erst Ende 2022 dürfte die Eurozone wieder das Niveau von vor der Corona-Krise erreichen.
Die US-Wirtschaft wächst stärker als erwartet
Auch die Vereinigten Staaten werden laut IWF in diesem Jahr stärker wachsen als erwartet. Aufgrund der starken Wirtschaftsaktivität in der zweiten Jahreshälfte 2020 und zusätzlicher fiskalischer Unterstützung hat die Institution aus Washington die Prognose um 2 Prozentpunkte nach oben korrigiert. Die US-Wirtschaft soll demnach in diesem Jahr um 5,1 wachsen.
Der US-Kongress hat im Dezember ein Konjunkturpaket in Höhe von fast 900 Milliarden Dollar verabschiedet, und Präsident Joe Biden hat angekündigt, dass es bald weitere Hilfspakete geben könnte.
Noch stärker werde die Wirtschaft dem IWF zufolge dieses Jahr in China wachsen, nämlich um 8 Prozent. «China kehrte im vierten Quartal 2020 zu seinem vor der Pandemie prognostizierten Niveau zurück und liegt damit vor allen grossen Volkswirtschaften. Die Vereinigten Staaten werden in diesem Jahr voraussichtlich ihr Niveau von vor der Pandemie übertreffen, weit vor der Eurozone», sagt Gopinath am Dienstag.
Schweiz erholt sich bereits Ende 2021 vollständig
Ähnlich zuversichtlich sind die Ökonomen von Swiss Life Asset Managers. Sie erwarten, dass die Schweizer Wirtschaft bereits Ende des Jahres das Vorkrisenniveau erreichen wird. «Damit gehören wir zu einem exklusiven Club von Ländern wie China und die USA,» sagt Chefökonom Marc Brütsch. Das BIP dürfte seiner Prognose zufolge um 3,5 Prozent in diesem Jahr zulegen.
Der IWF rät den Regierungen rund um die Welt, ihre Volkswirtschaften weiterhin durch fiskalische Anreize zu unterstützen, um die wirtschaftliche Erholung zu fördern.
(mlo)