Im Kampf gegen die hohe Inflation hebt die US-Notenbank Fed den Leitzins so kräftig an wie seit 1994 nicht mehr. Sie beschloss am Mittwoch eine Erhöhung um 0,75 Punkte auf die neue Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent.
An den Finanzmärkten war angesichts der jüngst überraschend auf 8,6 Prozent gestiegenen Teuerungsrate ein Schritt in dieser ungewöhnlichen Grösse erwartet worden.
Die Währungshüter signalisierten zugleich, dass sie dieses Jahr noch mehrfach nachlegen werden, um die Inflation in Schach zu halten. Sie peilen für das Jahresende im Schnitt ein Zinsniveau von 3,4 Prozent an. Im März hatten sie noch einen Wert von 1,9 Prozent ins Auge gefasst. Auf längere Sicht wird ein Zinsniveau von 2,5 Prozent anvisiert. Im März hatten die Währungshüter 2,4 Prozent angepeilt.
An den Finanzmärkten hatten sich zuletzt die Furcht breitgemacht, dass die Notenbank im Kampf gegen die Inflation die Zügel so stark anziehen könnte, dass die Wirtschaft in eine Rezession abzurutschen droht.
- Eine ganze Generation hat noch nie Inflation erlebt. Das hat Folgen für die Märkte und die politische Stabilität weltweit.
- Die Zinsen steigen. Viele Hauseigentümer haben sich mit Festhypotheken abgesichert. Ein Problem kann das für die Banken werden.
- Zum ersten Mal seit elf Jahren plant die Europäische Zentralbank, den Leitzins anzuheben. Doch diese Strategiewende kommt sehr spät.
Vor Bekanntgabe der Fed-Entscheidung hatten sich Anleger mit US-Aktien eingedeckt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones und der breit gefasste S&P 500 stiegen am Mittwoch um jeweils etwa ein Prozent auf 30.538 beziehungsweise 3771 Punkte.
Der technologielastige Nasdaq, der in den vergangenen Tagen überdurchschnittlich verloren hatte, rückte 1,7 Prozent vor. Auch bei US-Staatsanleihen griffen Investoren zu und drückten die Rendite der zehnjährigen T-Bonds auf 3,396 Prozent.
In der Schweiz steigen die Aktienkurse
Nach fünf Sitzungen mit sinkenden Kursen hatte die Schweizer Börse am Mittwoch den Vorwärtsgang eingelegt. Händler erklärten, für eine Beruhigung hätten Beschlüsse der EZB gesorgt. So wollen die Währungshüter künftig fällige Gelder aus dem Ankaufprogramm PEPP flexibel reinvestieren. Ausserdem sollen die relevanten Ausschüsse verstärkt an neuen Maßnahmen arbeiten, um das Auseinanderlaufen der Anleihe-Renditen der einzelnen Staaten zu bekämpfen.
Der SMI zog bis kurz vor Handelsschluss um 1,3 Prozent an auf 10.838 Punkte.
tim/Reuters