Die Folgen des Klimawandels werden allmählich spürbar, und dies in dramatischer Form. Naturkatastrophen häufen sich, die Bilder des vergangenen Sommers sprechen hier eine deutliche Sprache: Weite Teile der US-Westküste standen in Flammen, der Süden Europas glühte unter extremen Temperaturen, im Westen Deutschlands flutete ein Hochwasser ganze Landstriche. 

Schweizer Hauseigentümer könnten die Folgen steigender Temperaturen in anderer Form spüren, nämlich im Portemonnaie. Genauer: beim Vermögen. Denn heute stehen zehntausende Gebäude in Gebieten, wo Hochwasser, Schlammlawinen oder Hangrutsche drohen. Solche extreme Wetterereignisse werden häufiger.

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Die Immobilien-Beratungsfirma Wüest Partner hat erstmals analysiert, wie viele Gebäude in der Schweiz durch acht Naturgefahren bedroht sind – und wie viele Immobilien trotz erheblicher Risiken dort noch geplant sind. Die erste Zahl ist sechsstellig. 

Bauen, obwohl ein Bergsturz droht

Dass immer noch Dutzende Häuser in heiklen Gebieten entstehen, überrascht. Schliesslich empfiehlt das Bundesamt für Umwelt den Gemeinden ausdrücklich, solche Bauten in ihrer Raumplanung auszuschliessen. Doch offensichtlich foutieren sich manche Orte um die Direktive aus Bern. Vielleicht scheuen sie die Kosten, die ihnen entstehen, wenn sie Grundeigentümerinnen das Bauen verbieten. In der Regel können diese eine Entschädigung verlangen.

Viele Hausbesitzer fühlen sich gegen die Naturgewalten gewappnet. Im Grossteil der Kantone müssen sie ihre Liegenschaften gegen solche Gefahren versichern, in den übrigen Kantonen werden viele das freiwillig tun.

Das Risiko ist eingepreist

Und auch der Markt preist die Risiken ein, oder anders ausgedrückt: Das Risiko ist aus den Preisen herauszulesen. Beispiel Hochwasser: Durch die Flut erheblich bedrohte Häuser verkaufen sich zu geschätzt 3,3 Prozent tieferen Preisen als Objekte, wo kein laues Lüftchen droht. Denn der Versicherungsschutz deckt nicht sämtliche Kosten ab, beispielsweise die Aufräumarbeiten, die nach einer Schlammlawine nötig werden. So zumindest erklärt sich Wüest Partner die tieferen Preise.

Doch spiegelt die Bewertung die steigenden Risiken wirklich vollständig ab? Schliesslich ist noch völlig unklar, wie stark die Klimaerwärmung die Menschheit treffen wird.

Wüest Partner macht hier im Bericht in der Tat ein Fragezeichen. Laut einer neuen US-Studie unterschätzt der dortige Immobilienmarkt die Risiken von Naturkatastrophen um 44 Milliarden Dollar. Das wirft, so Wüest Parter, «zumindest die Frage auf, ob Naturgefahren hierzulande als Risiko komplett in die Preisgestaltung miteinbezogen werden».