Saudi-Arabien ist heute vor allem als weltgrösster Hersteller von Erdöl bekannt. Doch der Machthaber, Kronprinz Mohammed bin Salman, möchte dem Königreich ein moderneres Image verleihen – und aus dem Petro-Staat eine Hightech-Nation machen.

Gelingen soll dies dank der neuen Mega-Metropole Neom, schon bald soll sie im Nordwesten des Landes am Roten Meer in die Höhe und Breite wachsen. Im Wüstengebiet von einer Fläche Belgiens werden dereinst – so die Vision – neun Milliarden Menschen leben.

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2017 stellte bin Salman das Vorhaben vor. Danach wurde es ziemlich ruhig um das Projekt – statt mit dem kühnen Vorhaben machte der Kronprinz durch die mutmasslich von ihm angeordnete Ermordung des Regimekritikers Jamal Khashoggi von sich reden.

Erste Phase bis 2030

Doch aufgegeben hat bin Salman seine Vision nicht. Und will ihr nun Schub verleihen. Am Montag lud er zur grossen Medienkonferenz: Da gab er den Start eines neuen Staatsfonds bekannt. Der Fonds, mit 300 Milliarden Riyal (77 Milliarden Franken) dotiert, soll in Konzerne investieren, die in Neom aktiv werden.

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Der Kronprinz erklärte auch erstmals, wie er Neom zu finanzieren gedenkt. Die erste Phase des Projekts, die bis 2030 läuft, wird 1,2 Billionen Riyal kosten und zum Teil auch über den neuen Staatsfonds gedeckt.

Weitere 600 Milliarden Riyal sollen von anderen Staatsfonds in der Region, von privaten Investoren in Saudi-Arabien und im Ausland sowie durch einen Börsengang von Neom an der saudischen Börse aufgebracht werden.

2024 ist der Börsengang von Neom geplant

«Wir haben das grosse Ziel, in Saudi-Arabien einen der drei grössten Aktienmärkte der Welt zu schaffen», sagte Mohammed bin Salman. Star im Handel wird Neom werden: Der Börsengang für das Projekt ist für 2024 geplant und soll mehr als 1 Billion Riyal in die Staatskasse spülen.

Auch zur Gestaltung von Neom gab der Kronprinz schon Konkretes bekannt. So sollen inmitten des riesigen Gebiets zwei Gebäude entstehen, die sich zusammen über mehr als 100 Kilometer erstrecken. Der gigantische Bau könnte das Zuhause für neun Millionen Menschen werden.

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Überhaupt soll Neom Saudi-Arabien zu einem starken Bevölkerungswachstum verhelfen. Statt wie heute 34 Millionen Menschen werden nach den Plänen der Regierung 50 bis 60 Millionen Leute in dem Land leben, viele davon Ausländer.

Sharm el-Sheikh soll von Neom profitieren

Das Königreich plant auch, in das benachbarte Ägypten zu investieren, um das Projekt zu ergänzen, unter anderem in das Touristengebiet von Sharm el-Sheikh, das auf der anderen Seite des Roten Meeres liegt. «Wir werden grosse Investitionen in Ägypten tätigen», versprach der Kronprinz.

Im Westen geniesst bin Salman wegen der mutmasslichen Ermordung von Jamal Khashoggi nicht den besten Ruf. Bei der Show des Prinzen waren dennoch prominente Investoren zugegen, darunter der Gründer der US-Finanzgesellschaft Bridgewater Associates, Ray Dalio, Tim Collins vom US-Private-Equity-Fonds Ripplewood, der saudische Prinz Alwaleed bin Talal und der kuwaitische Detailhandelsmilliardär Mohammed Alshaya.

(bloomberg/mbü)