Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember weiter gestiegen: Die Quote erreichte 3,5 Prozent – im November waren es noch 3,2 Prozent gewesen. Allerdings steigt die Zahl der Arbeitslosen jedes Jahr in den Wintermonaten. «Der Anstieg im Dezember ist saisonbedingt, nicht struktur- und auch nicht krisenbedingt», betonte Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit beim Seco, an einer Medienkonferenz.

Insgesamt waren in der Schweiz im Dezember mehr als 160'000 Menschen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet – rund 10'000 mehr als im Vormonat. Vergleicht man diese Zahl mit Dezember 2019, so ist der Anstieg allerdings massiv: Rund 46'000 Personen mehr waren ohne Job. 

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Im Gesamtjahr lag die Arbeitslosenquote bei 3,1 Prozent – letztmals war sie 2017 so hoch gewesen. Gegenüber dem rekordtiefen Niveau von 2,3 Prozent im Jahr 2019 ist es jedoch ein starker Anstieg, der auf die Corona-Krise zurückgeht. 

Allerdings wurden deren Folgen für den Schweizer Arbeitsmarkt durch die Kurzarbeit weitgehend abgefedert. «Es ist nicht zu Massenentlassungen gekommen wie im Frühjahr befürchtet», sagt Boris Zürcher.

Über eine Viertel Million suchen einen Job

Der Blick auf die Zahl der Stellensuchenden zeigt hingegen weitaus Gravierenderes: Mehr als 260'000 Menschen suchten im Dezember nach Arbeit. Im Gesamtjahr gab es rund 230'000 Stellensuchende – das ist gemessen an rund 5 Millionen Erwerbstätigen in der Schweiz viel. Seit 1997 suchten noch nie so viele Menschen in der Schweiz nach Arbeit.

Interessant ist auch, dass sich auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Frühjahr viele Menschen aus dem Arbeitsmarkt zurückzogen, also gar nicht erst eine neue Stelle suchten.

Zwischen März und Mai habe es überdurchschnittlich viele «Abgänge» gegeben, also Menschen, die gar nicht erst eine Arbeit suchten, weil es keine Stellen gab, erklärt Zürcher. Dieser Trend scheint sich aber im Verlauf des Jahres nicht fortgesetzt zu haben. 

Kurzarbeit federt Folgen der Corona-Krise ab

Dass der Schweizer Arbeitsmarkt bisher relativ glimpflich davon gekommen ist, hat mit der Kurzarbeit zu tun. Während im April Kurzarbeits-Entschädigung für 1,3 Millionen Beschäftigte angemeldet waren, lag der Wert im November bei rund 645'000 Personen.

Fast 11 Milliarden Franken zahlte der Bund 2020 an Kurzarbeitsentschädigungen – weit mehr als Arbeitslosengeld. Am stärksten wurden die Gelder aus dem Gastgewerbe, der Unterhaltungsbranche sowie aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Verkehrsbranche in Anspruch genommen.

Eben diese Branchen verzeichnen auch die höchste Arbeitslosigkeit: In der Industrie (insbesondere Metallproduktion, Uhren und Baugewerbe) war die Arbeitslosenquote im Dezember mit 5,1 Prozent besonders hoch – gegenüber November ist sie um über 20 Prozent gestiegen, auch im Dienstleistungssektor lag sie mit 3,6 Prozent über dem Durchschnitt.

Am höchsten unter allen Branchen ist die Dezember-Arbeitslosigkeit mit rund 9 Prozent im Gastgewerbe. Überraschenderweise ging sie gegenüber November leicht zurück – im Vergleich zum Vorjahr ist sie jedoch um fast 90 Prozent gestiegen.

Kommen noch Massenentlassungen?

Die Arbeitsmarkt-Experten des Bundes relativieren die Zunahme der Arbeitslosigkeit 2020 etwas, denn 2019 sei ein ausserordentliches Jahr mit einer rekordtiefen Arbeitslosigkeit gewesen. Zudem sei die höhere Arbeitslosigkeit vor allem auf einen Einbruch der Einstellungen zurückzuführen – weniger direkt auf Stellenabbau.

Zur befürchteten Massenentlassungswelle sei es bisher nicht gekommen. Ob sie in den kommenden Monaten noch anrollt? Darüber könne nur spekuliert werden, allerdings schliessen die Seco-Experten dies auch nicht aus. Immerhin gilt die Kurzarbeitsregelung bis Ende des Jahres.