Der Schweizer Aussenhandel stand 2020 ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Sowohl Exporte wie auch Importe schrumpften in historischem Ausmass. Die Handelsbilanz schloss derweil mit einem neuen Rekordüberschuss ab.
Konkret schrumpften die Ausfuhren um 7,1 Prozent auf 225,1 Milliarden Franken und die Einfuhren um 11,2 Prozent auf 182,1 Milliarden Franken), wie die die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag mitteilte. Dabei sei im zweiten Quartal der Aussenhandel in beide Richtungen in noch nie dagewesener Weise abgesackt. Immerhin habe sich der Aussenhandel im dritten und vierten Quartal zumindest teilweise erholt.
43-Milliarden-Überschuss in der Handelsbilanz
Die Jahreswerte stellten laut den Angaben in beiden Verkehrsrichtungen den zweithöchsten jährlichen Rückgang nach 2009 dar. Zugleich glitt der Aussenhandel niveaumässig in die Nähe des Jahres 2017 zurück. Da insgesamt die Importe noch stärker sanken als die Exporte, vergrösserte sich der Überschuss in der Handelsbilanz auf einen neuen Höchststand von 43 Milliarden Franken (VJ 37,2 Mrd).
Abgesehen von den chemisch-pharmazeutischen Produkten (+1,6% oder +1,8 Mrd Fr.) wiesen im Jahr 2020 sämtliche Sparten ein Minus auf. Am kräftigsten traf der Rückgang die Bijouterie und Juwelierwaren sowie die Uhren, deren Absatz um einen Drittel respektive um einen Fünftel einknickte. Ferner verringerten sich die Exporte von Maschinen und Elektronik sowie Metallen um je 11 Prozent.
China-Handel auf neuem Rekordstand
In Bezug auf die einzelnen Länder erreichte der Aussenhandel mit China in beide Richtungen einen neuen Rekordstand. Die Lieferungen nach Europa nahmen hingegen um 6,2 Prozent ab, wobei Deutschland, Frankreich, das Vereinigte Königreich und Italien herausstachen.
Im Dezember allein wurden Waren im Wert von 17,6 Milliarden Franken ins Ausland verfrachtet. Zum Vormonat, auf saisonbereinigter Basis, gingen die Exporte nominal um 6,1 Prozent und preisbereinigt (real) um 6,4 Prozent zurück. Die Importe sanken derweil um nominal 7,1 Prozent auf 14,6 Milliarden (real -6,7%). Dies ergibt für den letzten Monat des Jahres einen Überschuss von 3,05 Milliarden Franken.
Jahr zum Vergessen für die Uhrenbranche
Gerade für die Uhrenbranche war das Jahr 2020 eines zum Vergessen. In den gesamten zwölf Monaten gingen die Uhrenexporte um 22 Prozent auf 17,0 Milliarden Franken zurück. Dabei verkündete der Branchenprimus Swatch Group ebenfalls am heutigen Donnerstag einen Einbruch der Verkäufe von beinahe einem Drittel.
Im Dezember beliefen sich die Uhrenexporte auf 1,72 Milliarden Franken. Dies entspricht einem Minus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) am Donnerstag mitteilte.
Immerhin hat sich damit die Geschäftslage für die Uhrenhersteller zum Jahresende hin entspannt. Das hat vor allem mit dem starken Wachstum in China zu tun. Das «Reich der Mitte» hat die Pandemie schneller als etwa die USA oder Europa in den Griff bekommen, was auch dem Konsum zugutekam.
Chinesen kaufen in China ein
Da Chinesen kaum mehr auf Reisen gehen, kaufen sie teure Uhren und Schmuck vermehrt im eigenen Land ein. Im Dezember kletterten die Exporte von Schweizer Uhren nach China erneut um deutliche 45 Prozent in die Höhe, nachdem bereits in den Monaten davor starke zweistellige Wachstumsraten vermeldet werden konnten.
Über das gesamte Jahr wuchsen die Uhrenexporte nach China um einen Fünftel auf 2,39 Milliarden Franken. Damit hat das Land das für Shopping-Tourismus bekannte Hongkong als wichtigsten Importeur von Schweizer Uhren abgelöst. In Hongkong brachen die Verkäufe im 2020 um 37 Prozent ein, wobei das Minus im Dezember mit 19 Prozent auf einem hohen Niveau geblieben ist.
Besser als Hongkong hielt sich im Schlussmonat des Jahres der nun zweitgrösste Markt für Schweizer Uhren, die USA (-2,4%). In Europa belief sich das Minus auf 10 Prozent, wobei Deutschland, Grossbritannien und vor allem Frankreich zweistellige Einbussen verzeichneten.
Billige Uhren unter Druck
Im Verlauf des letzten Jahres haben die günstigeren Zeitmesser gegenüber teuren Schweizer Uhren weiter an Boden verloren. Uhren von Marken wie Swatch, Certina oder Modelabels wie Puma oder Guess setzt nicht nur die Coronakrise, sondern seit längerem die wachsende Konkurrenz der Apple Watch oder von Fitnesstrackern zu.
Das war auch im Dezember 2020 so. Da sackten die Ausfuhren von Schweizer Uhren aus dem günstigsten Segment mit Exportpreisen von unter 200 Franken um einen Fünftel ab. Und auch bei Uhren zu Preisen zwischen 200 und 500 Franken sanken die Ausfuhren in Franken gemessen um knapp 15 Prozent.
Ein starker Anstieg wurde dagegen mit dem Export von Uhren zu Preisen zwischen 500 und 3'000 Franken verbucht, während bei noch teureren Zeitmessern ein Exportrückgang von 6 Prozent gemessen wurde.
(awp/gku)