Der Ölpreis legt die zweite Woche in Folge zu. Grund dafür ist der Optimismus über eine stärkere chinesische Nachfrage, der die schwächeren Aussichten in anderen grossen Volkswirtschaften überschattete.
Der Preis für ein Barrel Öl der amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) näherte sich zwischenzeitlich der 81-Dollar-Marke . Das brachte die US-Benchmark in dieser Woche auf Kurs für einen Zuwachs von etwa 1 Prozent. Der chinesische Verbrauch kommt in Fahrt, seit die strengen Virusbeschränkungen aufgehoben sind. Auch gibt es Anzeichen für verstärkte Verkäufe durch Raffinerien auf dem Markt.
Dennoch hat die Schwäche in anderen Ländern den Aufschwung begrenzt. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, versprach eine weiterhin straffe Geldpolitik, da die Inflation immer noch zu hoch sei. In den USA erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Federal Reserve, Lael Brainard, am Donnerstag, dass die Zinssätze für eine gewisse Zeit erhöht bleiben müssten.
US-Banken gehen in Prognosen auseinander
Der Rohölpreis wurde in den ersten drei Wochen des neuen Jahres heftig durchgeschüttelt, da die Anleger die gegensätzlichen Kräfte auf dem Markt sowie die Aussichten für die russischen Handelsströme bis 2023 angesichts der Verschärfung der Sanktionen gegen Russland analysierten. Vor diesem Hintergrund gehen die Prognosen der Banken über die weitere Entwicklung des Rohölpreises weit auseinander: Goldman Sachs ist der Ansicht, dass Brent die Marke von 100 US-Dollar pro Barrel überschreiten könnte, während JP Morgan deutlich vorsichtiger ist.
«Die Preise legten zu, da der China-Optimismus weiterhin vorherrschte», sagte Charu Chanana, Marktstratege bei Saxo Capital Markets in Singapur. «Berichte, dass Chinas Covid-Fälle ihren Höchststand erreicht haben, haben den Optimismus gestärkt, dass sich die Nachfrage langfristig erholen wird.»
Sanktionen im Februar entscheiden den weiteren Kurs
Die Handelsaktivität an den Rohölmärkten hat sich belebt, nachdem die Liquidität im vergangenen Jahr zurückgegangen war, was die Preisschwankungen begünstigte. Die Bestände an der globalen Referenzsorte Brent sind auf den höchsten Stand seit März gestiegen, da das Volumen des Futures-Handels zunahm, und auch das offene Interesse an der US-Benchmarksorte WTI hat zugenommen.
In den kommenden Wochen werden die Händler darauf achten, wie sich die am 5. Februar in Kraft tretende Preisobergrenze und das Einfuhrverbot der Europäischen Union auf die russischen Raffinerielieferungen auswirken. Diese Massnahmen folgen auf eine ähnliche, von den USA geführte Massnahme für Rohöllieferungen, die letztes Jahr eingeführt wurde. Einige europäische Länder drängen auf eine Senkung der Obergrenze für Rohöl, doch die Regierung Biden widersetzt sich.
(bloomberg/rul)