Die Inflation in der Schweiz sank im Mai 2023 auf den tiefsten Stand seit Februar 2022. Konkret ging die Jahres-Inflation im letzten Monat auf 2,2 Prozent von 2,6 Prozent im April zurück, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. In den ersten beiden Monaten des Jahres war sie noch wegen höherer Strom- und Flugpreise bis auf 3,4 Prozent angestiegen, seither geht es steil abwärts.
Der Rückgang war so erwartet worden. Von AWP befragte Ökonomen hatten einen Wert zwischen 2,0 und 2,3 Prozent geschätzt.
Ein Grund für die Entspannung ist der Basiseffekt bei den Energiepreisen. Vor einem Jahr waren diese wegen der russischen Invasion in der Ukraine steil nach oben geschossen. Der Rückgang der Preise für Öl und Gas seit letztem Sommer entfaltet nun seine Wirkung auf die Inflationszahlen, die als Veränderungsrate des Preisniveaus zum Vorjahr angegeben werden. So sind die Preise für Erdölprodukte im Konsumentenpreisindex im Vergleich zu Mai 2022 über 16 Prozent gesunken.
Kerninflation unter 2 Prozent
Die Inlandgüter kosteten im Mai 2,4 Prozent mehr als ein Jahr davor, die Importgüter 1,4 Prozent. Damit haben sich insbesondere die Importgüter nicht mehr so stark verteuert wie im April. Die Kerninflation, welche die volatilen Güter wie Nahrungsmittel, Energie und Treibstoffe ausschliesst, sank von 2,2 auf 1,9 Prozent. Damit liegt die Kernrate bereits wieder im Zielbereich der Schweizerischen Nationalbank: Sie visiert zur Wahrung der Preisstabilität einen Anstieg der Konsumentenpreise zwischen 0 und 2 Prozent pro Jahr an.
Im Vergleich zum Vormonat stieg der Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) um 0,3 Prozent auf 106,3 Punkte. Von AWP befragte Analysten hatten hier einen Wert zwischen 0,0 und +0,4 Prozent geschätzt. Laut BFS war der Anstieg unter anderem auf die höheren Preise für Wohnungsmieten und Pauschalreisen ins Ausland zurückzuführen.
Für die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist der Kampf gegen die Inflation damit aber noch nicht gewonnen, zu gross ist laut Präsident Thomas Jordan der zugrunde liegende Teuerungsdruck. Deshalb wird beim nächsten geldpolitischen Entscheid der SNB am 22. Juni nach wie vor eine weitere Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte erwartet.
An den Märkten für Zins-Derivate ist je ein Viertelschritt im Juni und im September eingepreist. Dann läge der SNB-Leitzins Ende Jahr bei 2 Prozent.
Auch in der Eurozone gehen die Marktteilnehmerinnen und Marktteilnehmer von mindestens einer weiteren Zinserhöhung durch die Europäischen Zentralbank aus. Am Montag wiederholte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Notwendigkeit einer straffen Geldpolitik. «Der Preisdruck bleibt stark», sagte sie vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments. Aktuell liegt der Einlagesatz, den die Banken für die Überschussliquidität bei der Zentralbank erhalten, bei 3,25 Prozent.
(awp/gku/rop)