Die Inflation ist zurück, mit über 7 Prozent in der EU und den USA. Auch wenn dabei krisenbedingte Angebotsverknappungen mitspielen: Inflation gibt es nur bei Geldüberhang. Diesen schufen die Zentralbanken der EU und USA ganz bewusst.

Weshalb? Mit der Geldflut finanzieren die Zentralbanken direkt und indirekt Staatsschulden und -defizite.

Schulden für die nächsten Generationen

Damit können die Regierungen, Bürgerinnen und Bürger auf Kosten zukünftiger Generationen leben, deren Steuern dereinst höher sein müssen, weil sie die Schulden bedienen und zurückzahlen müssen und selbst weniger Schulden aufnehmen können.

Doch diese Lastverschiebung funktioniert nur in sehr grossen politischen Einheiten.

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In kleinen, offenen Staaten sind die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital so mobil, dass sie der Schulden- und Steuerlast weitgehend ausweichen können und diese nur den immobilen Faktor Boden trifft: Die Schulden und Steuern kapitalisieren im Bodenwert und belasten so die heutigen Bodenbesitzer.

Bis um 2000 bewirkte dieser Mechanismus in vielen EU-Mitgliedsländern eine gewisse Scheu vor Schulden, was im Wettbewerb auch die USA disziplinierte. Doch die Einführung des Euros änderte das.

Schon bald begann die Europäische Zentralbank, die Schulden der EU-Staaten zu finanzieren, die so leichter Schulden auf Kosten zukünftiger Generationen machen konnten. Das senkte den Wettbewerbsdruck auf die USA und entfesselte dort die Schuldenmacherei.

Der Autor

Reiner Eichenberger ist Professor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Fribourg und Forschungsdirektor von Crema – Center for Research in Economics, Management and the Arts.

Dadurch verloren die Regierungen das Interesse an der Unabhängigkeit der Zentralbanken, weshalb diese ihr Businessmodell von Preisstabilität auf Staatsfinanzierung änderten.

Das befeuerte die Finanz- und Staatsschuldenkrise, erlaubte «unbegrenzte» Stabilisierungsprogramme und Covid-19-Lockdown-Entschädigungen und beflügelt nun manche Klimapolitikfantasien – alles auf Kosten zukünftiger Generationen und von Inflation.

Chance für die Schweiz

Was bedeutet das für die Schweiz? Als kleine, offene Volkswirtschaft mit eigener Währung kann sie die Schuldenlast weit weniger als die EU und USA auf zukünftige Generationen verschieben. Deshalb setzen ihre Regierung und Nationalbank weiterhin auf tiefe Schulden und Geldwertstabilität.

Dabei kann die Nationalbank die Schweiz vor Inflation weitgehend schützen, indem sie den Franken frei aufwerten lässt. Zugleich lässt die hohe Inflation in der EU und den USA die Nachfrage nach wertstabilen Tauschmitteln wachsen.

Daraus ergeben sich zwei ertragsstarke Business-Cases für die Schweiz: Sie kann den Franken stärker als stabile Weltwährung und sich als weltweit führenden Standort für die Entwicklung und Bereitstellung privater, stabiler digitaler Währungen positionieren.