Die Zahl der deutschen Touristen geht seit sechs Jahren zurück. Um die Deutschen wieder für die Schweiz zu begeistern, wurde vor Jahresfrist die Kampagne «Grüezi Deutschland» gestartet. Doch der fünf Millionen Euro schweren Charme-Offensive droht Schiffbruch.

Das erklärte Ziel der auf zwei Jahre angelegten Charme-Offensive war es, den Negativtrend zu brechen und wieder auf das Niveau von 2011 oder 2012 zu kommen. Damals kamen knapp zwei Millionen Deutsche in die Schweiz. Rund fünf Millionen Nächte logierten sie in der Summe in hiesigen Hotels.

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Trendwende für 2018 erwartet

Setzt sich der Trend der vergangenen neun Monate aber fort, werden es in diesem Jahr womöglich nicht einmal vier Millionen Nächte – das wären so wenige deutsche Gäste wie zuletzt vor fast 60 Jahren. «Das Ziel der Rückgewinnung der Gäste auf das Niveau von 2011 oder 2012 können wir kurzfristig tatsächlich nicht erreichen», sagt auch Jörg Peter Krebs, der bei Schweiz Tourismus für den deutschen Markt verantwortlich ist. Dafür sei der Negativeffekt durch den starken Franken zu gravierend.

Auf lange Sicht hält Krebs aber am Vorhaben fest. «Unser Ziel bleibt gleich, verschiebt sich allerdings durch die aktuelle Situation nach hinten», sagt der Marketing-Experte, der seit 27 Jahren in den Diensten von Schweiz Tourismus steht. «Die Ergebnisse unserer Arbeit werden sich voraussichtlich erst nach weiteren zwei bis drei Jahren zeigen», ist er überzeugt.

Kampagne angepasst

Um die Herkules-Aufgabe zu stemmen, passt Krebs die Kampagne an. Der Werber bandelt wieder mit dem Massenmarkt an, nachdem die TV-Spots im Februar abgesetzt wurden, weil man sich nur noch auf ausgewählte Segmente und Nischen konzentrieren wollte.

Nun strebt Krebs auf die Leinwand. «Wir haben auf die Marktsituation reagiert und bringen unsere Spots im Kino», sagt er. Damit erreiche man gezielt kaufkräftige Kunden. Die Werbung soll auch vor dem Schweizer Film «Heidi» geschaltet werden, der ab Dezember in den deutschen Kinos zu sehen sein wird.

Mondmann soll Deutsche locken

Neben den Kinospots setzt Krebs im Rahmen der neuen «In Love with Switzerland»-Kampagne auf Social Media. Hier erwartet man viel vom Werbespot mit Buzz Aldrin, dem zweiten Mann auf dem Mond. Der Spot wird weltweit als Youtube-Werbung geschaltet und hat bereits über 300'000 Klicks gesammelt, seit er auf die Plattform geladen wurde.

Nicht angepasst wird die Medienpartnerschaft mit dem Verlagshaus Gruner + Jahr. Die Tochter des Medienkonzerns Bertelsmann begleitet die «Grüezi Deutschland»-Kampagne schon von Beginn an. Knapp fünf Millionen Broschüren hat Krebs damit an den deutschen Mann und die Frau gebracht. Auch die Partnerschaft mit den drei Reiseveranstaltern FTI, Dertour und Tui sowie die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn bleiben bestehen.

Ungewisse Zukunft

Unklar ist, wie es im Sommer 2016 weitergehen wird. Dann endet die «Grüezi Deutschland»-Kampagne, mit der Krebs eigentlich «sehr zufrieden» ist – abgesehen von der rückläufigen Entwicklung bei den Logiernächten.

Ob eine Nachfolge-Kampagne bestimmt ist, die klar auf den deutschen Markt zugeschnitten ist – das will Krebs nicht sagen. Dem 49-Jährigen ist nur so viel zu entlocken: «Die Marktbearbeitung geht weiter. Immerhin ist Deutschland immer noch der mit Abstand grösste Auslandsmarkt.»