Muss sich Zürich erneut auf eine Nacht der Gewalt vorbereiten - oder verläuft die für kommenden Samstag unter dem Titel «Occupy Paradeplatz» angekündigte Aktion friedlich? Die jüngsten Eskalationen am Bellevue und auf dem Helvetiaplatz lassen Schlimmes befürchten.

Am Samstag soll die Protestbewegung gegen die Auswüchse der Finanzwelt nach dem Vorbild von «Occupy Wall Street» nach Europa überschwappen - in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Besetzungen geplant. «Occupy Paradeplatz» soll bereits um 10 Uhr morgens beginnen: In der entsprechenden Facebook-Gruppe sind bereits knapp 1300 Zusagen gelistet.

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Mario Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, bedauert, dass bis heute kein Gesuch für eine Bewilligung eingereicht wurde. Er betont, dass die Stadtpolizei Vorbereitungen trifft und sich der speziellen Lage und Bedeutung des Paradeplatzes bewusst ist, die Proteste aber nicht anders priorisiert als bisherige.

Auch die Zürcher Verkehrsbetriebe VBZ sind gewappnet: Sprecherin Daniela Tobler weist auf Anfrage darauf hin, dass am Samstag für alle Linien über den Paradeplatz mit Umleitungen gerechnet werden muss.

«Der Parteienfilz vertritt uns nicht»

Bereits vergangenen Montag hatten sich Sympathisanten - überwiegend junge Männer - im Zürcher Volkshaus zur Vorversammlung eingefunden. Es herrschte friedliche Stimmung und es gab rege Diskussionen. Bei der Bewilligungsfrage für die geplante Aktion schieden sich die Geister.

Auch das Thema Gewalt wurde angesprochen: Der Vorschlag, sogenannte «Peacekeepers» einzusetzen, wurde gemacht - und abgelehnt. Versammlungsteilnehmer äusserten  Bedenken, dass die Aktion von gewaltbereiten Gruppen unterlaufen und missbraucht werden könnte.

Die Forderung der Bewegung «We are Change», Fahnen an «Occupy Paradeplatz» zu verbieten, scheiterte. Von der Hackkergruppe «Anonymous» lag ein Flugblatt auf, in dem die etablierten Parteien kritisiert werden: «Der Parteienfilz vertritt uns nicht, sondern die (Banken)-Wirtschaft und eine kleine, reiche Oberschicht», heisst es.

Mit Schlafsäcken und Gaskochern gegen die Wall Street

Die Bewegung «Occupy Wall Street» hatte am 17. September durch einen Aufruf des kanadischen Magazins «Adbusters» begonnen. Nach dem Vorbild des ägyptischen Widerstands auf dem Tahrir-Platz in Kairo gingen die Menschen auf die Strasse und besetzten in New York den Zucotti-Park mit Zelten, Schlafsäcken und Gaskochern - um gegen das Finanzystem zu protestieren.

Anfänglich hatten lediglich rund 1000 Leute demonstriert. Doch als am 24. September auf YouTube das Video einer jungen Frau veröffentlicht wurde, die - von Polizisten mit Tränengas attackiert - schreiend zusammenbricht, nahm die Medienwelt Notiz von der Bewegung.

Der Protest schwoll auf über 15'000 Menschen an.

(vst/tno)