Wie gut gehts der Schweiz? Dieser Frage gehen Ökonomen seit Jahr und Tag auf den Grund. Doch offenbar mit stumpfen Werkzeugen. Denn als wichtigstes – und oft ausschliesslich verwendetes – Mass dafür gilt das Bruttoinlandprodukt (BIP). Doch Lebensqualität lässt sich nicht allein mithilfe einer einzigen Zahl bestimmen. Zumal das BIP ohnehin merkwürdige Kapriolen schlägt: Seit einiger Zeit lassen es in der Schweiz auch Schmuggel, Drogenhandel und Prostitution steigen. Geht es der Schweiz deshalb besser?

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Wachstumskritikern ist das Bruttoinlandprodukt ohnehin schon lange ein Dorn im Auge. Schlagzeilen machte in den vergangenen Jahren die Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission. Die drei Topökonomen Joseph Stiglitz, Amartya Sen und Jean-Paul Fitoussi wurden von der französischen Regierung beauftragt, die Messbarkeit von wirtschaftlichem und sozialen Fortschritt zu verbessern. Ähnliche Vorstösse internationaler Organisationen wie der OECD mit ihrem Better-Life-Index folgten.

Schweiz liegt in vielen Bereichen vorne

Auch der Schweizer Bundesrat beauftragte seine Statistiker 2009 damit, einen Indikatorenkatalog zu erarbeiten, um die Schweizer Wohlfahrt zu messen. Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat heute die Resultate erstmals veröffentlicht. Das Ergebnis: Sowohl materielles als auch immeraterielles Wohlfahrtsniveau sind in der Schweiz gut und werden auch «subjektiv positiv eingeschätzt», wie Jürg Furrer vom BFS sagt. Allerdings partizipieren nicht alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Masse an der positiven Entwicklung.

Bekannt ist, dass die Schweiz im internationalen Vergleich sehr gut abschneidet. Das bestätigt das neue Indikatorensystem. Lebenserwartung, Zufriedenheit oder Beschäftigung sind hierzulande hoch. Gleichzeitig liegen Armuts- und Arbeitslosenquote sehr tief.

Hier gibt es Verbesserungspotenzial

Doch der Bericht bringt auch so manch unbequeme Wahrheit zutage. So ist etwa jede fünfte Person in der Schweiz tagsüber Strassenverkehrslärm über dem Grenzwert der Schutzverordnung ausgesetzt. Und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern haben zwar abgenommen. Doch für Haus- und Familienarbeit investieren Frauen pro Woche rund zehn Stunden mehr Zeit als Männer, haben die Statistiker herausgefunden. Männer sind mit der Aufteilung der Hausarbeit deutlich zufriedener als die Frauen.

Daneben steigen die genutzten Siedlungsflächen an. Aktuell liegt der Bedarf bei rund 407 Quadratmetern pro Person – etwa 20 Quadratmeter mehr als noch vor einem viertel Jahrhundert. Die politische Vorgabe liegt eigentlich nur bei 400 Quadratmetern pro Person.

Erfahren Sie mehr über die Ergebnisse des Indikatorensystems Wohlfahrtsmessung 2014 in der Bildergalerie oben.