Für Michael Frank, den Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), Aarau, steht fest, dass der Strom in der Schweiz in Zukunft teurer wird.
Nicht nur der Ausstieg aus der Atomenergie treibe die Kosten für Elektrizität in die Höhe. Ein weiterer Grund sei vor allem der Ausbau des Übertragungsnetzes, der bis 2050 ein Investitionsvolumen von 18 Milliarden Franken benötige. «Die Kosten hängen wesentlich vom gewählten Szenario des Aus- und Umbaus sowie der zeitlichen Realisierung ab. Fakt ist aber, dass die Gesamtsumme der Netzmodernisierung auf allen Netzebenen in den Strompreis einfliesst», sagt Frank.
Für den VSE stehe daher fest, «dass der Strom für die Konsumenten teurer wird». Auf den Netzausbau könne nicht verzichtet werden, da das Übertragungssystem den Anforderungen der Zukunft bei der Stromverteilung nicht mehr genüge.
Ausstieg aus Atomenergie machbar, aber anspruchsvoll
Der VSE habe zudem den Ausstieg aus der Atomenergie als politische Realität zur Kenntnis genommen. Die Dachorganisation der Stromversorgung in der Schweiz mit rund 400 angeschlossenen Unternehmungen geht davon aus, dass die heutigen Kernkraftwerke nicht ersetzt werden.
Frank: «Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass keinTechnologieverbot ausgesprochen wird.» Eine fixe Jahreszahl für den geplanten Ausstieg festzulegen, findet Frank falsch, denn «der Aspekt der Sicherheit muss über allem stehen».
Gemäss den Berechnungen des VSE könne der Wegfall sämtlicher Atomkraftwerke bis ins Jahr 2035 nicht zu 100 Prozent nur durch erneuerbare Energien kompensiert werden. Frank: «Es braucht neben zusätzlichen Effizienzmassnahmen entweder den Import von Strom aus dem Ausland oder den Bau von Gaskraftwerken, um den Produktionswegfall zu decken.»
Mitte Juni werde der VSE seine Prognosen für die Zukunft der Schweizer Stromversorgung kommunizieren. Frank schon heute vielsagend: «Der Ausstieg ist machbar, aber anspruchsvoll.»
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