Die Schweizerische Nationalbank hat diese Woche erneut den Leitzins erhöht. Allerdings nur noch um 0,25 Prozentpunkte, wodurch der Leitzins jetzt auf 1,75 Prozent zu liegen kommt.
Das klingt in den Ohren des Schweizerinnen und Schweizer nach viel, schliesslich war hierzulande Geld seit 2009 mehr oder weniger gratis. In der Euro-Zone aber liegt der Hauptrefinanzierungssatz für die Banken mittlerweile bei 4 Prozent, in den USA über 5 Prozent. Die hohe Inflation machts nötig.
Man könnte vermuten, die SNB tue viel zu wenig im Vergleich zu den anderen Notenbanken. Sie lasse die Zügel schleifen, mit der Gefahr, dass die Inflation ausser Kontrolle gerät.
Doch der Eindruck, den die Leitzinsen hinterlassen, täuscht. Denn für die monetären Rahmenbedingungen in einem Land ist es auch entscheidend, wie sich die Währung entwickelt. Ist die Landeswährung schwach, kurbelt das die Konjunktur via die Exporte an, und die importierte Inflation nimmt zu. Bei einer starken Währung ist der Effekt genau umgekehrt: Importierte Waren und Dienstleistungen werden tendenziell billiger, die harte Währung bremst die Exportindustrie und deren Kreditnachfrage.
Genau diese Überlegungen werden im Monetary Conditions Index berücksichtigt, den die kanadische Zentralbank entwickelt hat, und laufend publiziert. Dieser Index zeigt, dass die Geldpolitik der Schweiz seit Anfang 2022 etwa gleich stark gestrafft wurde wie jene in der Euro-Zone, obwohl dort die Leitzinsen viel schärfer angezogen wurden. Der Grund ist die Aufwertung des Frankens beziehungsweise der schwache Euro. Das bremst den Preisdruck in der Schweiz.
Bis und mit Mai – die beiden 0,25er-Schritte der EZB und SNB vom Juni sind also noch nicht enthalten – liegen die beiden Indizes fast gleichauf. Die eher kleinen Zinserhöhungsschritte der SNB ergeben so betrachtet noch mehr Sinn.
Nur die USA spielen wegen ihrer aggressiven Zinsschritte im vergangenen Jahr in einer anderen Liga.