Die Schweizer Wirtschaft dürfte dieses Jahr nach Einschätzung der Regierung wegen der Coronavirus-Krise schrumpfen. Die Wirtschaftsexperten des Bundes erwarten im laufenden Jahr nun einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,3 Prozent (ohne Sportveranstaltungen sogar um 1,5 Prozent), wie aus ihrer am Donnerstag vorgelegten Prognose hervorgeht.
Im Dezember waren die beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) angesiedelten Ökonomen noch von plus 1,7 Prozent ausgegangen. Für 2021 Jahr wird dann ein Wachstum von 3,3 veranschlagt.
Aufgrund der Corona-Pandemie seien einige «Schweizer Branchen von massiven Umsatzrückgängen betroffen, etwa der Tourismus und das Transportgewerbe, aber auch konjunktursensitive Bereiche der Industrie». Wegen unterbrochener Lieferketten werden erstmals seit zehn Jahren die Exporte zurückgehen.
Unter der Ausbreitung des Virus im Inland leiden vor allem das Gastgewerbe und andere Dienstleistungsbranchen, denn viele Firmen müssen ihren Betrieb einschränken oder ganz einstellen.
Privatkonsum bricht ein, Arbeitslosigkeit steigt
Der private Konsum – bislang eine wichtige Konjunkturstütze – gehe in diesem Jahr stark zurück. Ausgaben für Freizeit, Reisen aber auch langlebige Konsumgüter brechen zwar nur temporär ein, doch werden auch nach Eindämmung der Gesundheitskrise nur teilweise wieder nachgeholt werden können.
Zudem rechnet das Seco mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit auf 2,8 Prozent; Ende 2019 hatten die Experten mit 2,4 Prozent gerechnet. Die Prognose des Seco basiert auf der Annahme, dass es im zweiten Halbjahr mit der Konjunktur allerdings wieder geht.
Unsicherheit ausserordentlich hoch
«Die Verbreitung des neuen Coronavirus im In- und Ausland legt Teile der Wirtschaft vorübergehend still», erklärten die Seco-Ökonomen. «Vorausgesetzt, dass sich die epidemiologische Lage stabilisiert, sollte sich die Konjunktur ab der zweiten Jahreshälfte schrittweise erholen.» Die Prognoseunsicherheit sei zurzeit aussergewöhnlich hoch, hiess es.
Die Schweizer Notenbank rechnet ebenfalls mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung und stemmt sich mit intensivierten Devisenmarkt-Interventionen gegen eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des in Krisenzeiten als sicherer Hafen verstärkt gefragten Franken.
(mlo, mit Agenturmaterial)