Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre üblichen Devisenkäufe zur Schwächung des Schweizer Frankens eingestellt. Im Gegenteil: Die Notenbank hat im Zeitraum April bis Juni erstmals Devisen im Wert von fünf Millionen Franken verkauft.
Das ist das erste Mal seit geraumer Zeit, dass der Devisenberg der Nationalbank nicht mehr weiter wächst. Im ersten Quartal hatte die SNB noch für 5,74 Milliarden Franken am Devisenmarkt interveniert, nachdem es im letzten Jahresviertel 2021 noch 12,63 Milliarden gewesen waren.
Im gesamten Jahr 2021 hatte die SNB Fremdwährungen in Höhe von 21,1 Milliarden Franken erworben, um eine unerwünschte Aufwertung des Frankens zu verhindern - das war allerdings weit weniger als die massiven Interventionen im Coronajahr 2020 in Höhe von rund 110 Milliarden Franken.
Franken nicht mehr überbewertet
Während langer Jahre hielt die SNB den Schweizer Franken für "deutlich überbewertet", weshalb sie am Devisenmarkt intervenierte. Auch die spätere Abschwächung zu "hoch bewertet" änderte nichts an dem Plan, gegen eine übermässige Frankenaufwertung Fremdwährungen zu kaufen und so Schweizer Franken in Umlauf zu bringen. Der Plan: Durch das zusätzliche Angebot den Frankenkurs schwächen und die heimische Wirtschaft stützen.
Nun hat die SNB die Kehrtwende vollzogen: An der letzten Lagebeurteilung von Mitte Juni erklärte sie, dass sie den Franken nicht mehr als überbewertet erachte. Denn der Franken habe sich handelsgewichtet abgewertet. Das ist geschehen, weil die Inflation bei den wichtigsten Handelspartnern im Vergleich zur Schweiz geradezu galoppiert.
Und SNB-Chef Thomas Jordan ging noch weiter: "Würde sich der Franken [...] abschwächen, würden wir umgekehrt auch Devisenverkäufe erwägen", sagte er Mitte Juni. Seinerzeit hat die SNB erstmals seit fünfzehn Jahren die Zinsschraube wieder angezogen.
Vor allem 2015 bis 2017 hohe Interventionen
Vor allem in den Jahren von 2015 bis 2017 nach Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015) hatte die SNB in hohem Mass intervenieren müssen, um den Franken zu schwächen. So hatte die SNB 2015 für 86,1 Milliarden, 2016 für 67,1 Milliarden und 2017 für 48,2 Milliarden Franken Devisen gekauft.
Aber auch schon 2014, also im Jahr vor der Aufhebung des Mindestkurses, hatte sie Devisen in Höhe von 25,8 Milliarden erworben. 2018 war dann für die SNB ein in dieser Beziehung relativ ruhiges Jahr mit Devisenkäufen im Gegenwert von lediglich 2,3 Milliarden. 2019 gingen die Devisenkäufe der SNB wieder auf 13,2 Milliarden Franken hoch.
Mitte 2022 türmten sich bei der SNB Devisenanlagen von 884 Milliarden Franken. Damit übertrafen die Devisenreserven die Höhe des Bruttoinlandproduktes um rund 19 Prozent. Die Schweiz ist damit unter den Industrieländern klar an der Spitze.
(SDA)