Rund 30’000 Banker-Jobs könnten bei der Integration der Credit Suisse in die UBS wegfallen. Dem Sparprogramm des Bauzulieferers Arbonia fallen 600 Stellen zum Opfer, beim Textilmaschinenhersteller Rieter stehen zwischen 300 und 900 Jobs auf der Kippe.

Meldungen über Stellenabbau häufen sich. Bedeutet dies nun die Wende am Arbeitsmarkt? Sind die genannten Entlassungen Vorboten einer Rezession und steigender Arbeitslosigkeit?

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Nein, noch ist keine Trendumkehr am Arbeitsmarkt in Sicht. Der Stellenabbau bei der CS ist die Folge von Doppelspurigkeiten und Redundanzen, hat aber nichts mit der Konjunktur zu tun. Arbonia bekommt vor allem die wegen des Zinsanstiegs verringerte Bautätigkeit in Deutschland zu spüren. In der Schweiz läuft das Geschäft. 

Auch die Entlassungen bei Rieter sind ein Einzelfall. Sie zeugen höchstens davon, dass es in der Industrie nicht mehr so gut läuft wie letztes Jahr. Denn im Zuge der Erholung von der Pandemie hat sich die Nachfrage von den Gütern zu den Dienstleistungen verschoben. Das hat der Einkaufsmanagerindex PMI schon seit ein paar Monaten angezeigt. Die Aufträge in der Industrie gehen zurück, aber die Unternehmen zögern damit, Angestellte zu entlassen, weil sie wissen, wie schwierig es ist, gute Leute zu finden. So halten sich Firmen, die Personal aufbauen, und solche, die abbauen, etwa die Waage.

Im für die Wirtschaft bedeutenderen Dienstleistungssektor werden aber unter dem Strich immer noch Stellen aufgebaut. Doch Fachkräfte sind nur schwer zu finden. Aus Arbeitgebersicht ist der Arbeitsmarkt ausgetrocknet.

Über alle Sektoren schätzen noch immer rund 40 Prozent der Unternehmen ihren Personalbestand als zu knapp ein, das geht aus den Ergebnissen der SNB-Umfrage hervor. 

Die Umfragen bzw. die Gespräche fanden zwischen April und Anfang Juni statt. Doch aktuellere Daten vermitteln das gleiche Bild, etwa die wöchentlich aufdatierten Job-Inserate, die die Konjunkturforschungstelle der ETH Zürich (Kof) zum Swiss Job Tracker zusammenfasst. Der Index verharrt auf einem rekordhohen Niveau. Schweizweit werden demnach immer noch 60 Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als Anfang 2020.

Die Entlassungen bei Rieter und Arbonia machen noch keinen neuen Trend. Fest steht nur, dass der Industrie ein rauher Wind entgegenschlägt, weil die ausländische Nachfrage schwächelt.

So hart ein Stellenabbau für die Betroffenen auch ist, der Nationalbank käme aktuell ein etwas weniger heisser Arbeitsmarkt sogar gelegen. Denn das knappe Angebot an Arbeitskräften und die vielen offenen Stellen begünstigen höhere Lohne und befeuern damit die Inflation.